Frankfurt a.M., Washington (epd). Das krisengeschüttelte Somalia bekommt einen umfassenden Schuldenerlass. Der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank gaben am Mittwoch (Ortszeit) in Washington dafür grünes Licht, weil das Land mit wirtschaftlichen Reformen die Bedingungen dafür erfüllt habe.
Somalias Auslandsschulden von derzeit 5,2 Milliarden US-Dollar (4,75 Milliarden Euro) würden somit in den nächsten drei Jahren auf etwa ein Zehntel schrumpfen, erklärten die beiden Institutionen. Der somalische Ministerpräsident Hassan Ali Khayre sprach von einem wichtigen Meilenstein für sein Land.
Durch den Schuldenerlass kann Somalia bald wieder Kapital auf den internationalen Finanzmärkten beschaffen. Das Land hatte 30 Jahre lang wegen Chaos und Krieg keine Schulden mehr bedient und war nicht kreditwürdig. Der Erlass wird über die Entschuldungsinitiative für hoch verschuldete arme Länder (HIPC) vorgenommen, die IWF und Weltbank 1996 beschlossen haben. Die Streichung der bilateralen Schulden werden die Gläubigerstaaten im Pariser Club voraussichtlich Ende März beschließen.
IWF-Chefin Kristalina Georgieva gratulierte der somalischen Regierung, die mit Reformen die Grundlage für Stabilität und ein Wirtschaftswachstum gelegt habe, das allen Menschen zugutekommen soll. Weltbank-Chef David Malpass begrüßte, dass Somalia eine Strategie zur Bekämpfung der Armut beschlossen habe, und kündigte weitere Unterstützung an, besonders zum Schutz vor dem Coronavirus sowie für Gemeinden, die unter Überflutungen und Heuschrecken leiden.
Somalia am Horn von Afrika mit heute rund 15 Millionen Einwohnern versank nach dem Sturz des Diktators Siad Barre 1991 in Chaos und Bürgerkrieg. Seit 2012 gibt es eine Zentralregierung, die von der internationalen Gemeinschaft gestützt wird. In großen Teilen des Landes haben jedoch weiterhin Milizen wie die islamistische Al-Shabaab die Macht, die immer wieder Anschläge verüben, auch in der Hauptstadt Mogadischu.