Berlin (epd). Angesichts der Ausbreitung des Coronavirus haben Bildungs- und Gesundheitsexperten bundesweit einheitliche Regelungen für Schulschließungen gefordert. In Deutschland seien aktuell fast 150 Schulen wegen Sars-CoV-2 geschlossen, sagte der Vorstandsvorsitzende der Krankenkasse DAK-Gesundheit, Andreas Storm, am Montag in Berlin. Nötig seien länderübergreifend Kriterien, wann Schulschließungen sinnvoll sind und wann nicht.
"Ein hoher Grad an Verbindlichkeit ist die entscheidende Voraussetzung dafür, dass es uns gelingen kann, die Verbreitung des Virus in den nächsten Tagen in Deutschland zeitlich deutlich zu strecken", sagte Storm. Die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes (DPV), Susanne Lin-Klitzing, sagte indes, dass die Entscheidungen vor Ort getroffen werden sollten, wann eine Schulschließung nötig ist.
Gesundheits- und Kultusminister müssten sich auf Bundes- und Länderebene abstimmen und dann die zuständigen Gesundheitsämter und Schulen informieren, sagte Lin-Klitzing. Insbesondere der Umgang mit der Absage von Klassenfahrten und die Übernahme von Stornogebühren sowie die Durchführung etwa der ab April beginnenden Abiturprüfungen müssten geregelt werden.
Zugleich forderten die DAK Gesundheit und der Deutsche Philologenverband eine Sondersitzung der Kultus- und Gesundheitsminister aller Bundesländer. Nötig sei ein "Gipfel für gesunde Schule", sagte Storm mit Blick auf eine neue Studie mit dem Titel "Lehrerarbeit im Wandel" (LaiW-Studie).
Den Angaben zufolge handelt es sich dabei um die erste repräsentative und bundesweit erhobene Studie zum Thema Lehrergesundheit. Dafür seien im Frühjahr 2018 rund 16.000 Gymnasiallehrer in ganz Deutschland vom Institut für Präventivmedizin der Universität Rostock online befragt worden.
Zwei Drittel der Gymnasiallehrer erleben demnach in ihrem Schulalltag eine hohe (42 Prozent) oder sehr hohe berufliche Belastung (24 Prozent). Hauptgründe seien die großen Leistungsunterschiede zwischen Schülern, die einen komplexeren Unterricht erforderten. Auch das hohe Arbeitspensum mit durchschnittlich 45,2 Arbeitsstunden bei Vollzeitkräften seien ein Grund für die hohe berufliche Belastung. Nach Angaben der wissenschaftlichen Projektleiterin des Instituts für Präventivmedizin, Reingard Seibt, wurden für die Durchschnittswerte die Ferienzeiten der Lehrer aber nicht mitberücksichtigt.
Trotz der hohen Arbeitsbelastung und schwieriger Rahmenbedingungen seien drei Viertel der Lehrer an Gymnasien mit ihrem Beruf zufrieden (57 Prozent) oder sehr zufrieden (17 Prozent). Gründe dafür seien unter anderem die Arbeit mit den Schülern (45 Prozent), die flexible Zeiteinteilung (42 Prozent) sowie die Autonomie im Unterricht (25 Prozent).
Fast die Hälfte der Gymnasiallehrer wünscht sich laut LaiW-Studie von der Politik eine Senkung des Stunden-Deputats (46 Prozent) sowie eine Verringerung der Schülerzahl pro Klasse (32 Prozent). Etwa ein Fünftel möchte, dass sich der Umfang außerunterrichtlicher Pflichten und Verwaltungsaufgaben verringert.
Studienleiterin Seibt mahnte zudem "einen modernen Arbeits- und Gesundheitsschutz" an, weil Lehrer hohe Anforderungen zu bewältigen hätten und einen erheblichen Beitrag zum gesellschaftlichen Gemeinwohl leisteten.