"So wie Religionen, in den falschen Händen instrumentalisiert, zur Spaltung einer Gesellschaft und Radikalisierung führen können, ist auch das Gegenteil möglich", sagte Kramer dem Magazin "zeitzeichen" (März-Ausgabe). Religion könne ein ganz wichtiger Stabilitätsfaktor sein.
Es gehe darum, "den Menschen in unserer offenen demokratischen Gesellschaft Angebote zu machen für Grundwerte wie Heimat, Identität und Gemeinschaft, um Gefühle der Sicherheit, Gemeinschaft, Wertschätzung und Empathie zu ermöglichen", sagte Kramer, der bis 2014 zehn Jahre lang Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland war.
Nur wer Sicherheit, Geborgenheit und Identität spüre, könne anderen mit Respekt und Gelassenheit, ohne Angst vor Bedrohung begegnen. "Diese Gelassenheit und Sicherheit fehlt uns aber gerade", sagte Kramer: "Stattdessen bestimmen Angst und Ungewissheit die Tagesordnung."