Wiesbaden (epd). In Deutschland wurden 2019 rund 101.000 Abtreibungen gemeldet. Das waren 0,1 Prozent weniger als im Jahr 2018, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Vor zehn Jahren waren noch 110.700 Schwangerschaftsabbrüche gemeldet worden. Damit ist innerhalb von zehn Jahren ein Rückgang der Fälle um 8,9 Prozent zu verzeichnen. Es sei erfreulich, dass die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche nicht steige, erklärte die Diakonie Deutschland.
Als Grund dafür sieht der evangelische Wohlfahrtsverband gute Beratung und bedarfsgerechte Familienförderung. "Die Entscheidung für ein Kind hängt ganz stark davon ab, ob die Lebensplanung mit einem Kind gelingen und den Frauen die Angst vor der Zukunft genommen werden kann", sagte Vorstand Maria Loheide. Pro Familia warnte unterdessen vor künftigen Versorgungslücken wegen fehlender gynäkologischer Praxen.
Nach Angaben der Statistiker wurden im vergangenen Jahr 96 Prozent der gemeldeten Abtreibungen nach der sogenannten Beratungsregelung vorgenommen. Indikationen aus medizinischen Gründen und aufgrund von Sexualdelikten lagen in vier Prozent der Fälle vor. Die Eingriffe erfolgten überwiegend ambulant: rund 79 Prozent in gynäkologischen Praxen und 18 Prozent ambulant im Krankenhaus.
Knapp drei Viertel (72 Prozent) der Frauen, die 2019 einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen ließen, waren den Angaben zufolge zwischen 18 und 34 Jahren alt. Rund 18 Prozent waren zwischen 35 und 39 Jahren alt. Rund acht Prozent der Frauen waren 40 Jahre und älter, drei Prozent waren jünger als 18 Jahre. Rund 40 Prozent der Frauen hatten vor dem Schwangerschaftsabbruch noch kein Kind zur Welt gebracht.
Pro Familia verwies gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd) darauf, dass gynäkologische Praxen bei den Abtreibungen eine wichtige Rolle spielen. 79 Prozent der Abbrüche würden dort vorgenommen und nur 21 Prozent in Krankenhäusern. "Das ist insofern problematisch, als die Zahl der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte altersbedingt ständig abnimmt und schon jetzt Versorgungslücken bekannt sind."
Auffällig sei bei der Statistik zudem der relativ hohe Anteil der Schwangerschaftsabbrüche, die mittels Ausschabung erfolgen. 14 Prozent seien es im Länderdurchschnitt, wobei der Anteil zwischen 5,1 Prozent (Bremen) und 24,1 Prozent (Schleswig-Holstein) variiere. Die Ausschabung "gilt allgemein als veraltete Methode des Schwangerschaftsabbruchs, die heute aufgrund einer höheren Komplikationsrate nicht mehr empfohlen wird", betonte die Organisation. Insofern verwundere es, dass diese Methode noch so oft Verwendung finde.