Dresden (epd). Nach mehrmonatiger Vakanz bekommt Sachsen einen neuen evangelischen Landesbischof: Oberlandeskirchenrat Tobias Bilz (55) ist am Samstag von der Synode mit deutlicher Mehrheit gewählt worden. Bei der Wahl in Dresden setzte sich der 55-jährige Theologe mit 48 von 79 Stimmen durch. Die Entscheidung fiel in drei Wahlgängen. Bilz lag bei der ersten und zweiten Abstimmung bereits vorn. Die Amtseinführung ist für den 25. April vorgesehen. Im Oktober war Carsten Rentzing vom Bischofsamt zurückgetreten.
Die Synode habe ein "Zeichen der Einheit" setzen wollen, sagte Bilz. "Wir gehen weiter und reden unterwegs. Wenn es Spannungen unter uns gibt, kann man sie beim Laufen sehr gut ausräumen", fügte er hinzu. Es gebe einiges zu klären, vor allem "nach rechts" müsse Klarheit hergestellt werden. Die Kirche habe eine "Wächterfunktion" bei den Themen Frieden, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) betonte in seiner Gratulation: "Die Kirchen sind in unserem Land wichtige Orte für Orientierung und Zusammenhalt." Gebraucht würden "Kirchen, die mit Einheit und Stärke überzeugend unsere Werte und gesellschaftlichen Grundlagen vertreten und verteidigen", sagte er. Auch der Fraktionsvorsitzende der Linken, Rico Gebhardt, gratulierte: Die Kirchen seien "wichtige Akteure im Bemühen um gesellschaftlichen Frieden, Verständigung und soziale Gerechtigkeit".
Zu seinem Amtsvorgänger sagte der designierte Bischof Bilz: Rentzing bleibe Pfarrer der Landeskirche und werde dort einen Platz haben. Der ehemalige Bischof ist derzeit im sogenannten Wartstand. Am 7. März will er auf Einladung der Evangelisch-Lutherischen Bekenntnisgemeinschaft Sachsens e.V. einen Vortrag in Ottendorf-Okrilla bei Dresden zur "aktuellen Lage der Kirche" halten.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sagte, insbesondere Bilz' Erfahrungen mit jungen Menschen als Landesjugendpfarrer "werden zu einem segensreichen Wirken im neuen Amt führen". Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Ralf Meister (Hannover), betonte, das Bischofsamt könne einen Beitrag zum Zusammenhalt einer theologisch vielfältigen Kirche nur im Zusammenspiel mit allen anderen leisten, "die in der Kirche Dienst tun".
Bei der Abstimmung am Samstag lag die Plauener Superintendentin Ulrike Weyer (46) mit 16 Stimmen auf Platz zwei. Für den Meißener Superintendenten Andreas Beuchel (56) stimmten 15 Synodale. Bilz war bereits bei der Bischofswahl 2015 angetreten und unterlag damals nach sechs Wahlgängen nur knapp Carsten Rentzing. Der evangelische Landesbischof wird für zwölf Jahre gewählt.
Rentzing (52) war im vergangenen Herbst zurückgetreten, nachdem seine Mitgliedschaft in einer schlagenden Verbindung bekanntgeworden war. Einen Tag nach seinem Rücktritt wurde öffentlich, dass er als Student für die rechtskonservative Zeitung "Fragmente" geschrieben hatte. Von ihm verfasste Texte stufte das Dresdner Landeskirchenamt als "elitär, in Teilen nationalistisch und demokratiefeindlich" ein.
Die Synode ist das gesetzgebende Organ der sächsischen Landeskirche und tagt in der Regel zweimal im Jahr. Die Landeskirche vertritt rund 677.000 evangelisch-lutherische Christen.