Frankfurt a.M. (epd). Im westafrikanischen Guinea ist das für Sonntag geplante Referendum über eine umstrittene neue Verfassung verschoben worden. Präsident Alpha Condé sagte in einer Ansprache im Staatsfernsehen am späten Freitagabend, im Interesse des Landes sei ein Aufschub der Abstimmung und der Parlamentswahl notwendig. Die neue Verfassung würde dem 81-jährigen Präsidenten eine dritte Amtszeit ermöglichen.
Die Opposition hatte zu einem Boykott aufgerufen. Die Armee war in den vergangenen Tagen in Alarmbereitschaft versetzt worden. Condé erklärte am Freitagabend, die Verschiebung des Referendums sei weder eine Kapitulation noch ein Rückzug. Im Interesse der nationalen Einheit habe er jedoch einen Aufschub akzeptiert. Einen neuen Termin nannte er nicht. Medienberichten zufolge sollen Parlamentswahl und das Verfassungsreferendum in zwei Wochen stattfinden.
Die derzeitige Verfassung beschränkt die Regierungszeit eines Präsidenten auf zwei Amtsperioden. Condé regiert seit 2010 und könnte nicht mehr antreten. Mit dem neuen Grundgesetz würde die Zählung aber neu beginnen. Bereits im Oktober hatten Proteste gegen eine mögliche dritte Amtszeit Condés begonnen, die die Regierung mit Gewalt niederschlagen ließ. Mindestens 30 Menschen wurden dabei getötet. Die neue Verfassung sieht unter anderem auch ein Verbot von weiblicher Genitalverstümmelung und Kinderehen vor.
Guinea ist eine frühere französische Kolonie mit knapp 13 Millionen Einwohnern. Mehr als die Hälfte leben in Armut. Zusammen mit Liberia und Sierra Leone wurde Guinea 2014 bis 2016 von einer schweren Ebola-Epidemie getroffen, bei der insgesamt 11.300 Menschen starben.