Bad Oeynhausen (epd). Nach Vorwürfen von Freiheitsberaubung gegen einen Mitarbeiter im Wittekindshof lässt die Diakonische Stiftung ihre Standards überprüfen. Gleich nach Bekanntwerden der Vorwürfe sei eine Kommission eingesetzt worden, die die Prozesse und Standards im Zusammenhang mit Gewaltprävention grundlegend überprüfe, sagte der Vorsitzende des Stiftungsrates, der Vlothoer Superintendent Andreas Huneke, am Mittwoch in Bad Oeynhausen. Zugleich werde von externen Experten sichergestellt, dass die Vorgaben eingehalten würden. Zusätzlich zum bestehenden Beschwerdemanagement der Stiftung werde zudem ein Ombudssystem eingeführt, das mögliche Missstände frühzeitig aufzeigen solle, kündigte Huneke an.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einen Leiter eines Arbeitsbereiches der Diakonischen Stiftung wegen des Verdachts auf Freiheitsberaubung. Dem Mann wird vorgeworfen, dass er Zwangsmaßnahmen angeordnet habe, ohne dass ein richterlicher Beschluss vorlag. Im Oktober hatten Polizisten die Räume des Geschäftsbereichs des Mannes durchsucht. Die Stiftung suspendierte den Mann.
"Es darf nicht sein, dass Schutzbefohlene aufgrund unserer Arbeit Leid erfahren", sagte Huneke. Im Fall nicht rechtmäßiger oder strafbarer Maßnahmen distanziere sich die Stiftung ausdrücklich. Der Wittekindshof werde dies schonungslos aufklären. Die Arbeit mit zum Teil schwer psychisch kranken Bewohnern unter strengen gesetzlichen Regelungen stelle die Mitarbeiter vor große Herausforderungen. Die Schwere dieses Arbeitsbereiches dürfe jedoch in keiner Weise als Rechtfertigung oder Entschuldigung für möglicherweise problematische Verhaltensweisen sein, betonte Huneke.
Die 1887 gegründete Stiftung Wittekindshof mit Sitz in Bad Oeynhausen unterstützt nach eigenen Angaben jährlich rund 5.000 Kinder, Jugendliche und Erwachse mit Behinderung sowie seelischen und psychischen Erkrankungen in Ostwestfalen, dem Münsterland und im Ruhrgebiet. In NRW unterhält die Stiftung Einrichtungen in 16 Städten. Auf dem dorfähnlichen Wittekindshof-Gelände in Volmerdingsen leben rund 650 Menschen.