„Wir hatten selten so eine klare Entscheidung“, sagte Jutta Henner, die stellvertretende Vorsitzende der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen (ÖAB). Der Vorsitzende Wolfgang Baur erinnerte laut Mitteilung der ÖAB daran, dass das Wort aus Genesis 16,13 von Hagar, der Zweitfrau Abrahams gesprochen wird. „Zum ersten Mal prägt der Ausspruch einer Frau ein ganzes Jahr. Sie steht für all die nicht wertgeschätzten Frauen in Gesellschaft und Religion bis heute.“ Die Erzählung spiele auch im Islam eine wichtige Rolle, denn bei der Pilgerfahrt nach Mekka besuchen Frauen symbolisch Hagars Brunnen.
Jahreslosungen werden seit den 1930er Jahren gewählt. Derzeit gehören 23 Institutionen der ÖAB an, darunter die deutschsprachigen Bibelgesellschaften, das Katholische Bibelwerk, die AG der Evangelischen Jugend, die Vereinigung Evangelischer Freikirchen und die Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste. Zusätzlich können vier Experten ernannt werden. Neu berufen wurden dieses Jahr als Beratende für vier Jahre Mareike Witt und Theresa Brückner aus Berlin sowie Michael Landgraf aus Neustadt an der Weinstraße. Sie sollen ihre Erfahrung aus der Arbeit mit jungen Menschen und sozialen Netzwerken einbringen.
Als Grundlage für die Auswahl der Texte reichen die Gremienmitglieder im Vorfeld Vorschläge ein – diesmal 33 Bibeltexte für die Jahreslosung, ergänzt durch rund 30 Verse für jeden der zwölf Monatssprüche. Damit liegen etwa 400 Sprüche vor. Der zweitägige Auswahlprozess beginnt in Kleingruppen, in denen acht Vorschläge für die Jahreslosungen ermittelt werden. Nach mehrfacher Diskussion werden am Ende zwei Texte zur Wahl gestellt. Neben theologischen Kriterien spielen Klarheit und Verständlichkeit eine Rolle.
„Wir wollen, dass sich eine breite Öffentlichkeit mit dem Text auseinandersetzt“, betont Baur. Der Spruch erscheine schließlich auf großformatigen Plakaten oder auf Titelseiten von Gemeindebriefen. "Egal, wo Menschen dieser Jahreslosung begegnen – sie soll zum Nachdenken anregen und Lust machen, wieder einmal in die Bibel hineinzuschauen.“