"Humanität hat keine Nationalität. Humanität ist nicht deutsch, russisch, türkisch, israelisch, palästinensisch, syrisch oder chinesisch", sagte er beim "Abend der Begegnung" im Braunschweiger Dom laut Redemanuskript. Alle verdienten die gleiche Solidarität. Soziales Engagement aus christlicher Nächstenliebe orientiere sich nicht an nationalen oder kulturellen Grenzen.
Menschen blieben in ihrer großen Mehrzahl nicht unberührt, wenn sie mit der Not der Anderen konfrontiert seien, sagte Bedford-Strohm. Er lobte das Engagement bei der Bewältigung der Aufnahme von Geflüchteten. Es gebe viele Beispiele gegen einen "pauschalen Kulturpessimismus", nach dem die Gesellschaft zunehmend egoistischer denke.
"Grundgesetz des christlichen Glaubens"
Die Bereitschaft zum sozialen Engagement sei in der Bevölkerung erstaunlich hoch, sagte der bayerische Landesbischof. Bereits vor dem Engagement für Geflüchtete seien im Jahr 2014 alleine in den evangelischen Landeskirchen mehr als eine Million Menschen ehrenamtlich tätig gewesen. Häufig spielten dabei eigene Betroffenheit und Solidaritätsgefühle eine Rolle. Dabei änderten sich Formen des Engagements.
Freiwillige Helfer suchten immer häufiger Betätigungsformen, die auf Gegenseitigkeit und Selbstbestimmung ausgerichtet seien, sagte er. Das Gebot der Nächstenliebe schließe auch die Selbstliebe ein. "Es gibt nicht viele Dinge, die mehr werden, wenn man sie teilt. Die Liebe gehört dazu", sagte der Theologe. "Gemeinsinn ist eine der besten Zutaten für das persönliche Glück."
Der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns erinnerte in seiner Andacht an die Seligpreisungen aus der biblischen Bergpredigt Jesu. Sie seien ein Grundgesetz des christlichen Glaubens und böten Zuspruch für Leidende, Hungernde und Verfolgte, für Gerechtigkeitssuchende und Friedensstifter. "Mit den Seligpreisungen ist alles gesagt, was dieser Tage zu sagen ist zum Anschlag in Hanau und anderen Mordtaten." Auch gegenüber Menschen, die gegen Minderheiten hetzten, nationalistisches und völkisches Gedankengut verträten, frauenfeindliche Parolen verbreiteten oder darüber diskutierten, ob es richtig sei, Flüchtlinge vor dem Ertrinken zu retten, sagten sie alles.
Im Anschluss an den Vortrag im Braunschweiger Dom fand ein Empfang im Braunschweigischen Landesmuseum statt. Eingeladen waren dazu rund 500 Personen aus Politik und Wirtschaft, Kirche und Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur.