Die digitalen Medien seien mit ihren Algorithmen auf Klickzahlen orientiert und die öffentliche Kommunikation dadurch viel stärker als früher von kommerziellen Faktoren abhängig. Dieses System fördere das Extreme, sagte Bedford-Strohm im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) anlässlich des "Safer Internet Day" am Dienstag in München. Hass und Unsinn würden bei Google oder Facebook mehr geklickt wird als Wahrheit und Gemäßigtes.
Bedford-Strohm zufolge war Menschenfeindlichkeit früher kaum sichtbar, da die öffentliche Kommunikation maßgeblich von Zeitungs- und Rundfunkredaktionen geprägt war. Diese prüften die Informationen auf die Fragen: "Was stimmt eigentlich? Was ist sagbar, was muss tabu bleiben?". Qualitätsjournalismus sei heute wichtiger denn je, sagte er. Es brauche Gatekeeper, "die uns helfen, uns in der Flut von Informationen zurechtzufinden".
Beim Thema Hassrede habe die Kirche die Aufgabe, mit dafür zu sorgen, "dass das, was als normal gilt, sich nicht verschiebt", sagte der Landesbischof. Es könne nicht normal sein, Menschen herabzusetzen. Da sei es ihm dann egal, wenn jemand der Kirche Moralismus vorwerfe: "Bestimmte Grundnormen müssen einfach gelten."
Bedford-Strohm plädierte dafür, im gemeinsamen Ringen um ein neues, ethisch verantwortliches soziales Netzwerk in Europa "nicht klein beizugeben". Er wünschte sich etwa eine Suchmaschine, bei der die Ergebnisse nicht auf Klickzahlen, sondern "auf einem Wahrheitscheck basieren", sagte er.