Frankfurt a.M. (epd). Der Bundesverband Kinderhospiz appelliert an die Politik, die ambulanten Dienste gesetzlich besser zu finanzieren. Nötig sei deren Anpassung an den Bedarf von Familien, erklärte Vorstandsmitglied Bettina Werneburg am Freitag zum Tag der Kinderhospizarbeit am 10. Februar. Als Beispiel verwies der Verband auf die Trauerbegleitung. Derzeit ende die öffentliche Finanzierung der Betreuungsarbeit mit dem Tod des Kindes. Eltern und Geschwisterkinder benötigten aber Hilfe oft noch lange danach. Die Leiterin des Kinder- und Jugendhospizes "Löwenherz" in Syke bei Bremen, Gaby Letzing, beklagte den akuten Fachkräftemangel in den Einrichtungen.
Beispiel für eine verlässlichere Unterstützung könnten die stationären Hospize sein, erklärte der Verband. Dort gebe es bereits eine Rahmenvereinbarung zur Finanzierung. Weil eine solche Regelung für die ambulanten Hilfen fehle, seien die Träger bislang noch stärker als stationäre Hospize auf Spendengelder angewiesen.
Auch wenn Dienste eine Familie in der pränatalen Phase begleiten, weil das Kind noch im Mutterleib sterben muss, könnten keine Leistungen abgerechnet werden, erläuterte Verbandsgeschäftsführerin Sabine Kraft. Änderungsbedarf gebe es zudem bei der Begleitung von minderjährigen Kindern, deren Eltern palliativ behandelt werden. Derzeit würden Kinderhospizdienste nur dann dafür bezahlt, sich um diese Kinder zu kümmern, wenn nicht schon ein Erwachsenen-Hospizdienst deren Eltern betreut. In Deutschland gibt es dem Verband zufolge mehr als 40.000 Familien, die ein todkrankes Kind haben, das nur noch eine begrenzte Lebenserwartung hat.
Die Kinderhospizexpertin Gaby Letzing sieht im Fachkräftemangel eine ernsthafte Bedrohung für die Arbeit mit schwerstkranken Kindern. Die stationären Kinder- und Jugendhospize könnten teilweise nicht mehr alle zur Verfügung stehenden Plätze anbieten, sagte Letzing dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zugleich würden die Wartelisten immer länger. "Irgendwann werden wir die Kinder nicht mehr so versorgen können, wie sie es benötigen", warnte sie: "Jeder redet beim Fachkräftemangel von alten Menschen. Die schwerstkranken Kinder werden vergessen. Es ist eigentlich schon Viertel nach zwölf."
Die Medizintechnik sei so weit, dass Kinder, die beatmet werden müssten, zu Hause leben könnten. "Trotzdem kommen sie oft nicht von den Intensivstationen runter, weil auch die ambulanten Pflegedienste nicht genügend Personal haben." Familien fänden für die Pflege ihrer Kinder zu Hause nicht genügend Fachkräfte, beklagte Letzing. Noch prekärer werde die Lage, wenn Intensivstationen wegen des Pflegekräftemangels schließen müssten. "Das gefährdet das Leben der kleinen und schwerkranken Kinder."
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