Berlin (epd). Die Wormser Nibelungen-Festspiele planen für 2021 ausnahmsweise keine Neu-Inszenierung der Nibelungen-Sage, sondern ein Drama über den Reformator Martin Luther (1483-1546). Der Schweizer Autor Lukas Bärfuss kündigte am Montag in Berlin bei einem gemeinsamen Pressetermin mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und Festspiel-Intendant Nico Hofmann an, er wolle zum 500. Jahrestag des Wormser Reichstags ein Stück schreiben, das keine Heldengeschichte erzählen werde. Er wolle "die Wirkungen Luthers geschichtlich bis ins Heute verfolgen, im Guten wie im Schlechten".
Der Wormser Reichstag von 1521 gilt als zentrales Ereignis in der Geschichte der Reformation. Luther war vier Jahre nach der Veröffentlichung seiner Wittenberger Thesen zu dem Treffen der Reichsstände, Fürsten und des Kaisers an den Rhein zitiert worden, um dort seine vermeintlich ketzerischen Lehren zu widerrufen. Weil er sich weigerte und dem Druck von Kaiser Karl V. und der katholischen Kirche standhielt, wurde der Reformator für "vogelfrei" erklärt und musste sich im Anschluss auf der Wartburg verstecken. Dort übersetzte er unter anderem das Neue Testament ins Deutsche.
"Ich sehe zuerst das Leid, das durch das Schisma verursacht wurde in all den Jahrhunderten danach - bis heute", erklärte der Bühnenautor Bärfuss. Besonders interessiere er sich für Luthers radikale Rhetorik und die "literarischen Gewaltexzesse" seiner Flugschriften. Kurz nach Erfindung des Buchdrucks sei Luther ein Meister bei dem Einsatz dieses neuen Mediums gewesen.
Aufführungen finden im Zeitraum vom 16. Juli bis zum 1. August 2021 statt. Zeitgleich mit der Bekanntgabe der Festspielpläne für das kommende Jahr begann auch der Karten-Vorverkauf. Zum 500. Jahrestag des Wormser Reichstags sind eine Reihe weiterer Veranstaltungen geplant, unter anderem eine Landesausstellung unter dem Titel "Hier stehe ich. Gewissen und Protest - 1521 bis 2021".
Bei den Nibelungen-Spielen dieses Jahr vom 17. Juli bis 2. August wird die Sage aus Frauensicht erzählt. Der Regisseur Roger Vontobel bringt dazu das Stück des österreichischen Dramatikers Ferdinand Schmalz "hildensaga. ein königinnendrama" auf die Bühne vor dem Wormser Dom.