Celle (epd). Der Leiter der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, Jens-Christian Wagner, sieht sich zunehmend Beleidigungen und Bedrohungen im Internet ausgesetzt. Angriffe auf Gedenkstätten und die Erinnerungskultur gebe es schon länger, sagte Wagner am Freitag auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd). "Neu sind die persönlichen Angriffe und Bedrohungen." Der Leiter der Stiftung, zu der auch die KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen gehört, betonte: "Wir erstatten immer gleich Anzeige."
Allein in der vorletzten Woche habe er eine Beleidigung angezeigt und zwei weitere Male die Polizei eingeschaltet. Diese prüfe jetzt, ob Äußerungen den Straftatbestand der Volksverhetzung erfüllen, sagte Wagner. Entsprechende Kommentare hätten unter anderem auf der Facebook-Seite des AfD-Landesverbandes Niedersachsen gestanden. Es seien subtile Drohungen gewesen wie "Sei mal ganz vorsichtig mit dem, was du sagst" oder auch Beleidigungen wie "Der hat ein krankes Hirn". Zum Teil seien sie bereits wieder gelöscht worden.
Wagner führt die Häufung von Kommentaren auf Medienberichte zurück, in denen er sich kritisch über die AfD geäußert hatte. Die AfD mit ihren geschichtsrevisionistischen Vorstößen, aber auch die Filterblasen und Echokammern im Netz trügen dazu bei, dass sich die Grenze des Sagbaren verschiebe, sagte er. Das zeige sich auch in vereinzelten Einträgen im Besucherbuch der Gedenkstätte Bergen-Belsen oder jüngst in einem Brief, dessen Verfasser den Holocaust geleugnet habe. "Es ist eine kleine Minderheit, die zunehmend laut und aggressiv wird", sagte Wagner. In Bergen-Belsen wurden mehr als 52.000 KZ-Häftlinge und rund 20.000 Kriegsgefangene ermordet oder starben an Hunger, Durst und Seuchen.