Hannover (epd). Der israelische Wissenschaftler Shaul Ladany (83) hat am Mittwoch vor dem niedersächsischen Landtag darüber berichtet, wie er vor 75 Jahren den Holocaust überlebte. 1944 entkam Ladany dem Konzentrationslager Bergen-Belsen bei Celle, in dem insgesamt mehr als 52.000 KZ-Häftlinge getötet wurden oder an Hunger und Seuchen starben.
Sein Schicksal sei nur eines von vielen gewesen, sagte er auf Englisch: "Ich kann Ihnen die Geschichte eines Überlebenden erzählen. Die wirklich schrecklichen Geschichten kann ich nicht erzählen, sie sind den Opfern vorbehalten." Der frühere Sportler überlebte später zudem das Attentat auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Spielen 1972 in München.
Ladany wurde 1936 in Belgrad geboren. 1941 flohen seine Eltern nach dem deutschen Überfall auf Jugoslawien mit ihren Kindern nach Ungarn. Schon als Fünfjähriger habe er um sein Leben gefürchtet, sagte er. Die Eltern schärften dem mehrsprachig aufgewachsenen Jungen ein, wenn überhaupt an der Grenze nur Ungarisch zu sprechen, um nicht als Jude erkannt und erschossen zu werden.
Ladany war acht, als seine Familie 1944 nach Bergen-Belsen deportiert wurde. Die Erinnerungen hätten sich ihm tief eingebrannt, sagte er. Er erinnere sich an stundenlange Zählappelle bei Kälte und Regen und an "Hunger, Hunger, Hunger". Seine engere Familie gehörte zu den wenigen jüdischen Insassen, die aufgrund von Verhandlungen des Journalisten Rudolf Kasztner und jüdischer Organisationen mit der SS gegen Geldzahlungen schließlich im Dezember 1944 in die Schweiz ausreisen durften. 28 seiner direkten Angehörigen überlebten den NS-Terror nicht.