Frankfurt a.M., Berlin (epd). Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Frankfurt am Main hat dem ehemaligen Geschäftsführer Jürgen Richter gekündigt. Der Vorstand und das Präsidium des Kreisverbands hätten ein Kündigungsverfahren eingeleitet, teilte der AWO-Bundesverband in Berlin mit. "Vorsorglich wurden alle Zahlungen eingestellt." Der Bundesverband fordere die Kreisverbände Frankfurt und Wiesbaden zu einer uneingeschränkten Aufklärung der Affäre um finanzielle Ungereimtheiten auf und dazu, "finanziellen Schaden abzuwenden und entsprechende Ansprüche geltend zu machen".
Im Zuge der Vorwürfe gegen die Führung beider Kreisverbände wegen maßlos überhöhter Gehälter, Luxusdienstwagen, der Gründung von Beraterunternehmen zum persönlichen Vorteil und des Verdachts auf Betrug beim Betrieb zweier Flüchtlingsunterkünfte in Frankfurt war Richter im vergangenen Dezember zurückgetreten. Er betonte damals, dies sei "kein Schuldanerkenntnis". Richter war zugleich stellvertretender Vorsitzender des AWO-Kreisverbands Wiesbaden, dessen Geschäftsführerin seine Frau Hannelore war. Sie ging Ende Oktober vergangenen Jahres in den Ruhestand, ihr folgte ihr Sohn Gereon nach. Auch er trat im vergangenen Dezember von seinem Amt zurück.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen beide personell verflochtene Kreisverbände und den mit Frankfurt verflochtenen Bezirk Hessen-Süd. Vergangene Woche wählte der Kreisverband Wiesbaden einen neuen Vorstand, der gegenwärtig über Konsequenzen aus der Affäre berät. In Frankfurt hat die Kreiskonferenz eine Neuwahl des Präsidiums in naher Zukunft vereinbart. Der Bundesverband zeigte sich bei einer Prüfung der Kreisverbände im Dezember schockiert und forderte ein Ende der "unerträglichen" Zustände.