Oswiecim (epd). Bei seinem Besuch im früheren NS-Konzentrationslager Auschwitz hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dazu aufgefordert, die Geschichte als Mahnung für die Gegenwart zu verstehen. "Wer den Weg in die Barbarei von Auschwitz kennt, der muss den Anfängen wehren", schrieb Steinmeier am Montag ins Gästebuch der Gedenkstätte. "Das ist Teil der Verantwortung, die keinen Schlussstrich kennt."
Auschwitz sei "die Summe von völkischem Denken, Rassenhass und nationaler Raserei", sagte der Bundespräsident. Vor Journalisten wiederholte er eine Mahnung, die Teil seiner Rede in der vergangenen Woche in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel war: "Die Zeiten sind andere heute, die Worte sind andere, die Taten sind andere." Manchmal habe er aber den Eindruck, "dass das Böse noch vorhanden ist". Auschwitz sei "auch die Mahnung, dass wir erinnern, um im Hier und Jetzt vorbereitet zu sein".
Steinmeier reiste anlässlich der Gedenkfeier zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau nach Polen. Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Truppen das Lager. 1,1 Millionen Menschen, vor allem Juden, wurden in Auschwitz ermordet.
Für Steinmeier ist es der erste Besuch in Auschwitz. Er wird von drei Überlebenden auf seiner Reise begleitet. Vor der zentralen Gedenkveranstaltung besichtigte er die Gedenkstätte und legte einen Kranz vor der sogenannten Todeswand ab, an der Häftlinge exekutiert wurden.