Berlin (epd). Die internationale Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel hat inzwischen rund 210 Millionen Seiten an Dokumenten zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen zusammengetragen. Außerdem gebe es 133.000 Zeitzeugenberichte, schriftlich und per Video, sagte der Archivdirektor von Yad Vashem, Haim Gertner, dem Berliner "Tagesspiegel" (Freitag).
"Das hört sich nach viel an, ist es aber nicht", sagte Gertner: "Das sind nur zehn Prozent der Zeitzeugen, die wir allein in Israel haben und hatten." Das Ziel, möglichst vielen der Überlebenden eine Stimme zu geben, sei zu einem Wettlauf gegen die Zeit geworden. In diesem Jahr wird der 75. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus begangen, die Überlebenden haben inzwischen ein sehr hohes Alter.
"Wir müssen weltweit die Beweise, Nachlässe und Zeugnisse sichern", sagte Gertner. Weil die Nazis nicht nur die Juden ermordet, sondern auch die Erinnerungen an sie zerstört hätten, habe Yad Vashem die "sehr, sehr ehrgeizige Mission, alle Beweise an einem Ort zu sammeln". Dies sei ein riesiges Puzzle mit vielen unbekannten Teilen.
Von den sechs Millionen von den Nazis ermordeten Juden habe die Gedenkstätte inzwischen rund 300.000 Fotos, sagte Gertner: "Wir suchen weltweit weiter, scannen auch weltweit Dokumente ein." Dies sei eine Arbeit, die nicht so schnell enden werde, betonte der Archivdirektor: "Wir sind es den Opfern, ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln schuldig."