Berlin, São Paulo (epd). Knapp ein Jahr nach dem verheerenden Staudammbruch im brasilianischen Brumadinho mit 270 Toten hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen Mitarbeiter des TÜV Süd und des Konzerns Vale erhoben. Insgesamt 16 Mitarbeitern werde Mord vorgeworfen, teilte die Staatsanwaltschaft des Bundesstaates Minas Gerais am Dienstag (Ortszeit) mit. Gegen den Bergbaukonzern Vale und das deutsche Zertifizierungsunternehmen TÜV Süd wurde zudem Anklage wegen der Umweltschäden erhoben.
Bei dem Bruch eines Rückhaltebeckens in der Eisenerzmine Brumadinho kamen am 25. Januar des vergangenen Jahres 270 Menschen ums Leben - davon gelten elf Personen noch als vermisst. Der TÜV Süd hatte im September 2018 in einem Gutachten die Stabilität des Damms attestiert.
Zu den Angeklagten gehören nach Mitteilung der Staatsanwaltschaft auch der Ex-Vale Chef und der Geschäftsführer von TÜV Süd in Brasilien. Vale und TÜV Süd äußerten sich laut brasilianischen Medien nicht im Detail, erklärten aber in Stellungnahmen, zur umfassenden Aufklärung des Unglücks beizutragen.
Der TÜV Süd hatte ein Gutachten ausgestellt, das Grundlage für den Weiterbetrieb der Mine war, obwohl seine Ingenieure zuvor auf die mangelnde Stabilität des 85 Meter hohen Damms hingewiesen hatten. Es gab Probleme mit dem Drainagesystem.
Gegen beide Unternehmen laufen noch weitere Klagen. Vale wurde unter anderem zu Entschädigungen in Millionenhöhe für die Familien der Opfer verurteilt.