Berlin (epd). Der Anteil von Frauen in den Vorständen großer deutscher Unternehmen ist im vergangenen Jahr gestiegen. Wie aus dem am Mittwoch vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) veröffentlichten Managerinnen-Barometer hervorgeht, lag die Quote 2019 bei 10,4 Prozent, knapp zwei Prozentpunkte mehr als 2018 (8,5 Prozent). Der Anstieg sei stärker als in den Jahren zuvor gewesen, allerdings weiter auf einem niedrigen Niveau, sagte die Forscherin Katharina Wrohlich. "Parität ist nach wie vor in diesem Bereich in sehr weiter Ferne", sagte sie.
Der Studie zufolge stieg der Anteil von Frauen in Vorständen vor allem in den Unternehmen, die seit 2016 eine 30-Prozent-Quote in Aufsichtsräten erfüllen müssen. Die Frauenquote in Vorständen wuchs dort von acht auf 12,3 Prozent. In Unternehmen, die keine Quote im Aufsichtsrat vorweisen müssen, stagniere der Frauenanteil in Vorständen bei neun Prozent.
Die Autorinnen der Studie sehen das als Zeichen dafür, dass die Quote für den Aufsichtsrat auch auf andere Gremien ausstrahlt. Ein anderer Grund für den Anstieg sei der öffentliche und politische Druck, hieß es.
Die Frauenquote gilt für große börsennotierte und mitbestimmungspflichtige Unternehmen. In ihren Aufsichtsräten müssen mindestens 30 Prozent der Posten mit Frauen besetzt sein. Fast 88 Prozent dieser Unternehmen erfüllten Ende 2019 die gesetzliche Quote, 2018 waren es 77 Prozent.
Für Vorstände gilt keine gesetzliche Quote. Unternehmen sind aufgefordert, sich freiwillige Zielgrößen zu setzen. Die Mehrheit der Unternehmen - rund 70 Prozent - haben sich allerdings die Zielgröße "Null" gesetzt.
Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) und Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) hatten angekündigt, auch für Vorstände eine gesetzliche Quote einzuführen, wenn dort weiter Frauen nur in einer Minderheit vertreten sind und sich die Unternehmen keine ambitionierteren Gleichstellungsziele setzen. Wrohlich sagte, eine solche Quote wäre ein geeignetes Mittel, um den Frauenanteil zu steigern. Die Quote für Vorstände sei rechtlich allerdings deutlich schwerer umzusetzen, sagte die Wirtschaftsexpertin.