Mainz (epd). Die rheinland-pfälzische Landesregierung ist zuversichtlich, dass das jüdische Erbe der sogenannten SchUM-Städte Speyer, Worms und Mainz im Sommer 2021 von der Unesco in die Weltkulturerbe-Liste aufgenommen wird. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) unterzeichnete am Montag in der neuen Mainzer Synagoge den offiziellen Welterbeantrag, der am 23. Januar in Paris bei der Unesco eingereicht werden soll. Konkret geht es in dem Antrag um die beiden bereits im Mittelalter eingerichteten jüdischen Friedhöfe in Worms und Mainz sowie um den Judenhof in Speyer und das Gelände um die Wormser Synagoge.
In einem knapp 1.000 Seiten dicken Nominierungsdossier werde der einzigartige Wert der jüdischen Kultstätten dargelegt, erklärte Dreyer. Außerdem enthält das Papier einen Managementplan, in dem unter anderem Denkmalschutzmaßnahmen und die touristische Erschließung der SchUM-Stätten aufgezeigt werden. Vor dem Hintergrund des wieder aufkeimenden Antisemitismus sei die Initiative im Laufe der Jahre noch wichtiger geworden, betonte die Ministerpräsidentin.
Anna Kischner, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Mainz-Worms, sagte, dass die SchUM-Gemeinden bis heute von großer Bedeutung für gläubige Juden seien. Dies gelte insbesondere für die jüdischen Friedhöfe mit den Gräbern vieler bekannter Gelehrter. Nach der offiziellen Einreichung in Paris wird der Weltdenkmalrat Icomos im Auftrag der Unesco den Antrag aus Rheinland-Pfalz in den kommenden Monaten prüfen.
Die drei nach den jeweiligen hebräischen Anfangsbuchstaben benannten SchUM-Gemeinden in Speyer, Worms und Mainz gelten als geistiges Zentrum des mittelalterlichen Judentums in Zentraleuropa. Von den einst reichhaltigen, bis zu 1.000 Jahre alten Spuren jüdischer Geschichte am Rhein sind allerdings nach einer Vielzahl von Kriegen und judenfeindlichen Pogromen heute nur noch wenige sichtbare Monumente erhalten.