Berlin (epd). In der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland gibt es auch Kritik an dem kürzlich unterzeichneten Staatsvertrag für Militärrabbiner in der Bundeswehr. "Gut gemeint ist das Gegenteil von gut", schreibt der Präsident des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, Michael Fürst, in einem Gastbeitrag für die Wochenzeitung "Die Kirche". Der Staatsvertrag sei "eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Rabbiner, die in die Gemeinden gehören und dort jüdische Menschen betreuen sollen", schreibt Fürst.
Die im Staatsvertrag geplanten zehn Militärrabbiner sowie die "Vielzahl von Verwaltungseinrichtungen" bezeichnet Fürst mit Blick auf die geschätzte Zahl von 300 Juden in der Bundeswehr als "vermessen". "Die jüdische Jugend geht nicht zur Bundeswehr, sie geht Geld verdienen, studieren, nach Israel oder in die USA, aber doch bitte nicht als 'Staatsbürger in Uniform'", schreibt Fürst, der nach eigenen Angaben der erste jüdische Soldat in der Bundeswehr nach dem Holocaust war.
Der Verbandspräsident wirft dem Zentralrat der Juden, der den Vertrag mit dem Verteidigungsministerium aushandelte, vor, Expertise aktiver oder ehemaliger jüdischer Soldaten nicht in Anspruch genommen zu haben. "Eine frühzeitige Information unterließ man bewusst, eine Diskussion erfolgte nicht, Kritik und Sachkenntnis waren unangebracht", kritisiert Fürst.
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und Zentralratspräsident Josef Schuster hatten am 20. Dezember vergangenen Jahres den Vertrag für jüdische Militärseelsorge in der Bundeswehr unterzeichnet. Beide würdigten den Vertrag als wichtiges Zeichen für die Selbstverständlichkeit jüdischen Lebens in Deutschland.