Berlin, Caracas (epd). Der Konflikt zwischen Regierung und Opposition in Venezuela verschärft sich weiter. Oppositionsführer Juan Guaidó warf der Regierung vor, Oppositionsabgeordnete in einem Hotel festzuhalten, wie die Tageszeitung "El Nacional" am Montagabend (Ortszeit) berichtet. Sicherheitskräfte und Mitarbeiter des Geheimdienstes hätten das Hotel Paseo Las Mercedes in der Hauptstadt Caracas umstellt und belagert. Dort hätten sich mehr als 90 regierungskritische Parlamentarier mit Guaidó getroffen.
Guaidó wollte sich am Montag zur Wiederwahl für das Amt des Parlamentspräsidenten stellen. Sicherheitskräfte hinderten ihn und weitere Oppositionsabgeordnete jedoch am Betreten des Kongressgebäudes. Derweil wurde der abtrünnige Oppositionsparlamentarier Luis Parra von regierungstreuen Mandatsträgern zum Präsidenten der Nationalversammlung gewählt. Guaidó ließ sich daraufhin von den Oppositionsabgeordneten außerhalb des Kongresses in seinem Amt bestätigen. Die Opposition stellt in dem von Präsident Nicolás Maduro weitgehend entmachteten Parlament rund zwei Drittel der Abgeordneten.
Neben Guaidó berichteten auch andere Abgeordnete in den sozialen Medien, dass sie in dem Hotel festgehalten würden. Der Parlamentarier Luis Alberto Silva erklärte via Twitter, die Sicherheitskräfte hätten die Räume beschlagnahmt, in denen die Abgeordneten zusammenkommen wollten. Delsa Solorzano sprach in einem Telefonat mit dem US-Sender CNN von einer sehr angespannten Situation. Sie warf Maduro vor, die in der Verfassung verbrieften Rechte der Abgeordneten zu verletzen.
Vor knapp einem Jahr hatte sich Parlamentspräsident Guaidó zum Übergangspräsidenten erklärt. Er wird von mehr als 50 Staaten anerkannt, darunter auch von Deutschland und der EU. Auf der Seite Maduros, der vom Militär gestützt wird, stehen Länder wie Kuba, Russland und die Türkei. Seit Jahren herrscht in dem südamerikanischen Land eine gravierende politische und wirtschaftliche Krise. Die Grundversorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten ist nicht gewährleistet, mehr als vier Millionen der rund 32 Millionen Venezolaner hat das Land verlassen.