Dubai, Kabul (epd). Der afghanische Staatschef Aschraf Ghani hat die Präsidentenwahl vom September gewonnen. Laut vorläufigem Ergebnis der unabhängigen Wahlkommission kommt der 70-Jährige mit 50,64 Prozent der Stimmen auf eine knappe absolute Mehrheit, wie der TV-Sender "Tolo News" am Sonntag berichtete. Ghanis Kontrahent Abdullah Abdullah erhielt demnach nur 39,52 Prozent.
Damit wäre der Weg für eine zweite Amtszeit Ghanis frei. Allerdings haben Abdullah und sein Team bereits erklärt, das Resultat der Abstimmung nicht anzuerkennen. Die Bekanntgabe der Wahlergebnisse hatte sich immer wieder verzögert, weil die Seite von Abdullah Nachzählungen in Dutzenden Wahlbezirken verlangt hatte.
Der 70-jährige Ghani und der 59-jährige Abdullah hatten nach der chaotischen Wahl 2014 auf Drängen der USA eine Einheitsregierung gebildet. Es ist unklar, wieweit sich nun das Endergebnis der Wahl weiter verzögern wird. Abdullah hat angekündigt, 7.000 Beschwerden von der Wahlbeschwerdekommission prüfen zu lassen. Ein neuer Streit um das Wahlresultat könnte die politische Situation in Afghanistan weiter destabilisieren. Anfang Dezember haben die USA die vor drei Monaten abgebrochenen Verhandlungen mit den Taliban über Frieden am Hindukusch wieder aufgenommen. Der Konflikt dauert inzwischen 18 Jahre an.
Die Abstimmung im September war die vierte Präsidentenwahl seit dem Sturz der Taliban 2001. Die Wahl war von Gewalt und Drohungen der Taliban überschattet. Bei 113 Attentaten am Wahltag wurden mindestens 32 Menschen getötet und 123 verletzt. Insgesamt war die Beteiligung niedrig: Nur 1,9 Millionen von mehr als 9,6 Millionen wahlberechtigten Afghanen gaben ihre Stimme ab.