Düsseldorf (epd). Deutschland erreicht laut einer Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung nur wenige der selbstgesteckten Nachhaltigkeits- und Wohlfahrtsziele. Ökonomisch und fiskalisch stehe Deutschland zwar gut da, lautet ein Fazit des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Stiftung. Doch in sozialer und ökologischer Hinsicht falle die Bilanz schwach aus, erklärten die Autoren der am Mittwoch in Düsseldorf veröffentlichten Studie.
In ihrem Report "Das neue magische Viereck der Wirtschaftspolitik" nehmen die Forscher die Bereiche ökologische Nachhaltigkeit, materieller Wohlstand, Nachhaltigkeit der Staatsfinanzen sowie soziale Nachhaltigkeit in den Blick. Sie greifen dabei Anforderungen auf, die sich die Bundesregierung unter anderem im Rahmen der Europa-2020-Strategie der EU selbst gestellt hat. Bei der ökologischen Nachhaltigkeit habe Deutschland keines seiner Ziele erreicht, heißt es in dem IMK-Report. Besonders die Treibhausgasemissionen seien nicht stark genug abgebaut worden. Zwar seien sie seit 1990 um 31 Prozent zurückgegangen, doch das Ziel, bis 2020 eine Reduzierung um 40 Prozent zu erreichen, werde sehr wahrscheinlich verfehlt.
Auch bei der sozialen Nachhaltigkeit sei keines der Ziele erreicht worden. Vor allem die Armutsquote und die Ungleichheit seien weiterhin zu hoch, schreiben die Autoren um Fabian Lindner und Sebastian Dullien. Der Anteil der Armutsgefährdeten an der Gesamtbevölkerung übertraf demnach im Untersuchungszeitraum 2014 bis 2018 deutlich den Zielwert von zwölf Prozent. Die Zuwanderung und Flüchtlingsbewegung seit 2015 dürfte hier eine wichtige Rolle gespielt haben, erklären die Forscher. Auch habe sich die Ungleichheit der Haushaltseinkommen trotz guter Wirtschaftsentwicklung verschlechtert.
Besser stehe es um den materiellem Wohlstand und die Nachhaltigkeit der Staatstätigkeit und Staatsfinanzen, hieß es. Deutschland habe ein kräftiges binnenmarktgestütztes Wirtschaftswachstum und eine Rekordbeschäftigungsquote. Der Staatshaushalt sei im Überschuss, und die Ziele zum Schuldenabbau seien übererfüllt worden. Die Wissenschaftler kritisieren die staatlichen Investitionen in Ökologie und Soziales als zu gering.