Jens Söring: "Das ist der schönste Tag meines Lebens"

Jens Söring: "Das ist der schönste Tag meines Lebens"
Ex-US-Häftling nach 33 Jahren zurück in Deutschland
Der deutsche Diplomatensohn Jens Söring wurde als junger Mann in den USA wegen Doppelmords verurteilt. Am Dienstag hat der inzwischen 53-Jährige erstmals wieder deutschen Boden betreten - als freier Mann.
17.12.2019
epd
Von Patricia Averesch (epd)

Frankfurt a.M. (epd). Der drei Jahrzehnte lang in den USA inhaftierte Deutsche Jens Söring ist zurück in Deutschland. "Das ist der schönste Tag meines Lebens", sagte der 53-Jährige am Dienstag am Flughafen in Frankfurt am Main, wo sein Flug aus Washington kurz zuvor gelandet war. Als Söring vor eine Vielzahl von Journalisten trat und auf Mitglieder seines deutschen Unterstützerkreises traf, zeigte er sich vor Freude sichtlich überwältigt. "Ich freue mich, ich freue mich so sehr, nach 33 Jahren, sechs Monaten und 25 Tagen endlich, endlich hier in Deutschland zu sein. Das ist so toll, ich bin so froh."

Söring bedankte sich ausdrücklich bei seinen Unterstützern in Deutschland und den Vereinigten Staaten. "Ohne euch wären gerade die letzten Wochen nicht möglich gewesen. Ohne euch würde ich hier heute nicht stehen", sagte der Ex-US-Häftling.

Söring, in grauer Jogginghose und blauer Daunenjacke, kündigte an, sich nach seiner Rückkehr zunächst zurückziehen zu wollen. "Ich muss psychologisch und emotional ankommen in Deutschland", sagte er. Die Weihnachtsfeiertage wolle er mit seinen Freunden verbringen. "Und dann werde ich langsam entscheiden, wo und wie ich mir ein neues Leben aufbaue."

Interviews wolle er der Presse zunächst nicht geben, sagte Söring. Er freue sich allerdings über das Interesse an seiner Geschichte. "Aber mein neues Leben in Freiheit, das muss ich jetzt selbst erst einmal kennenlernen", sagte Söring, der sich rund eine Stunde nach seiner Landung dem großen Medienandrang stellte. Er gab ein Statement, beantwortete aber keine Fragen der Journalisten.

Neben seinem deutschen Unterstützerkreis empfing ihn auch der Transatlantik-Koordinator der Bundesregierung, Peter Beyer (CDU). "Es ist mir wichtig, Jens Söring in Deutschland willkommen zu heißen. Er ist ein deutscher Staatsbürger", sagte Beyer dem Evangelischen Pressedienst (epd). Söring bleibe zwar in den Vereinigten Staaten verurteilt, in Deutschland sei er aber ein freier Mann, sagte Beyer, der Söring zwei Mal in den Staaten in Haft besucht hat und mit ihm in regelmäßigen Kontakt stand.

Karina Lutter vom deutschen Unterstützerkreis sagte dem epd, dass sie alle jahrelang auf den Tag von Sörings Rückkehr gewartet hätten. "Wir haben immer gehofft und mit Jens mitgefiebert. Jetzt ist es soweit und wir können es gar nicht glauben", sagte die 51-Jährige aus der Nähe von Ingolstadt, die mit Söring seit 2016 Briefe austauscht.

Am Flughafenterminal warteten am Dienstagmittag ebenfalls einige Interessierte auf die Ankunft von Söring. Da der Ex-Häftling nicht den üblichen Ausgang passierte, warteten sie allerdings vergebens. Das Ehepaar Nicole und Daniel Lis war extra aus Marburg angereist, um Söring persönlich zu sehen. "Wir wünschen Jens, dass er sein Leben in Freiheit jetzt genießen kann", sagte Nicole Lis. Stephan Bless aus Karlsruhe wartete knapp eine Stunde lang auf Söring. "Ich habe seine Bücher gelesen und bin gekommen, um ihm Glück auf seinem neuen Lebensweg zu wünschen."

Der deutsche Diplomatensohn Söring war drei Jahrzehnte lang wegen Doppelmordes im US-Bundesstaat Virginia inhaftiert. Unter Juristen ist das Urteil umstritten, Söring beteuert seit Jahren seine Unschuld.

Der in Virginia für Begnadigungen zuständige Regierungsausschuss hatte sich Ende November für eine vorzeitige Freilassung auf Bewährung ausgesprochen. Die Entscheidung zur Freilassung kam für Beobachter völlig überraschend.

Söring war 1990 zu zweimal lebenslanger Haft verurteilt worden. Er wurde für schuldig befunden, 1985 das Ehepaar Derek und Nancy Haysom, die Eltern seiner damaligen Freundin Elizabeth Haysom, mit Dutzenden Messerstichen getötet zu haben. Viele Beweismittel aus dem Prozess wurden bereits entkräftet. In Deutschland setzt sich seit Jahren ein Unterstützerkreis für Söring ein. Die Mitglieder halten ihn für unschuldig.