Frankfurt a.M. (epd). Vertreter aus Denkmalpflege und Politik haben sich für eine zurückhaltende Sanierung der Frankfurter Paulskirche ausgesprochen. Leitschnur sei der in "architektonischer Bescheidenheit" erfolgte Wiederaufbau 1947/48, sagte die hessische Kulturministerin Angela Dorn (Grüne) am Samstag bei einem öffentlichen Fachgespräch des Landesamts für Denkmalpflege in Frankfurt am Main. "Für mich ist klar, dass die Paulskirche als eines der prominentesten Bauwerke des Wiederaufbaus denkmalgerecht erhalten und saniert werden sollte."
"Es gibt eine gemeinsame Verantwortung von Bund, Land und Stadt für dieses national bedeutsame Baudenkmal", sagte Markus Harzenetter, Präsident des hessischen Landesamtes für Denkmalpflege. Die Paulskirche sei 1947/48 vollständig neu gedacht, entworfen und gebaut worden. Die "zurückhaltende Schlichtheit" des Entwurfs von Rudolf Schwarz erkläre sich aus der bewussten Konfrontation mit der Kriegsruine und erinnere so an die Ursache der Zerstörung.
"Die Paulskirche, wie wir sie heute kennen, ist ein Ort, der für die erfolgreiche Demokratie nach dem Nationalsozialismus steht", sagte der Frankfurter Baudezernent Jan Schneider (CDU). "Deshalb habe ich mich gegen eine Rekonstruktion des Zustands von 1848 ausgesprochen." Vielmehr solle bei der anstehenden Sanierung die schlichte Gestaltung beibehalten werden. Für wichtig halte er zudem ein ergänzendes Besucherzentrum, in dem die Bedeutung des historischen Orts vermittelt werden soll.
Für Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur in Potsdam, ist die Paulskirche ein bundesweit besonderer Ort der Geschichte und der Demokratie. Sie sei auch ein gelungenes Beispiel dafür, wie ein Kulturdenkmal durch Anpassungen und Umbauten wieder mit neuem Leben und neuen Funktionen gefüllt werden könne, ohne die historische Herkunft und Bedeutung zu schmälern.
Seit 2017 steht fest, dass die 1833 eröffnete, im Zweiten Weltkrieg zerstörte und 1947/48 wiedererrichtete Paulskirche umfassend saniert werden muss. Über die Art der Sanierung hatte sich eine bundesweite Diskussion entzündet. Eine wesentliche Grundentscheidung traf die Frankfurter Regierungskoalition schon Anfang November, als sie sich für die Nachkriegsgestaltung mit ihrer schlichten Form als Leitlinie der Sanierung entschied.