Frankfurt a.M. (epd). Die Zahl der Insolvenzen von Unternehmen in Deutschland ist auf niedrigem Niveau stabil geblieben. 19.400 Unternehmen seien dieses Jahr zahlungsunfähig geworden, praktisch gleich viele wie im vergangenen Jahr (19.410), sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands Creditreform, Volker Ulbricht, am Dienstag in Frankfurt am Main. In dieser Entwicklung schlage sich die Abschwächung der Konjunktur nieder. Die Schadensumme für die Gläubiger sei um 3,4 Milliarden Euro auf 23,5 Milliarden Euro gestiegen. Auch die Verluste an Arbeitsplätzen seien um 20.000 auf 218.000 gestiegen.
Bei den privaten Insolvenzen habe sich der Rückgang auf drei Prozent abgeschwächt (2018: minus 5,9 Prozent), sagte Ulbricht. Dieses Jahr habe es 65.700 Verbraucher-Insolvenzverfahren gegeben, 67.740 waren es im vergangenen Jahr. Hier wirkten sich die wirtschaftlich sehr guten Jahre seit 2010 positiv aus. Der Arbeitsmarkt sei noch stabil, die Einkommen seien gestiegen und die Kreditzinsen sehr niedrig geblieben. Dennoch seien in Deutschland fast sieben Millionen Erwachsene überschuldet - jeder Zwölfte könne seine Schulden nicht mehr tilgen.
Von der Eintrübung der Konjunktur sei vor allem das verarbeitende Gewerbe betroffen, erklärte Ulbricht. Hier sei die Zahl der Insolvenzen um 6,6 Prozent gestiegen. Die "Handelskriege" schadeten der exportorientierten Industrie wie etwa der Automobilindustrie. In den stärker binnenkonjunkturabhängigen Branchen wie dem Bau und dem Handel sei die Zahl der Insolvenzen dagegen weiter zurückgegangen. Am häufigsten von Zahlungsunfähigkeit betroffen seien weiterhin Unternehmen mit höchstens fünf Beschäftigten gewesen (82 Prozent). Von ihnen stammten die meisten aus dem Dienstleistungsgewerbe. Dennoch sei das Insolvenzgeschehen 2019 stärker als in den Vorjahren auch von größeren Unternehmen bestimmt gewesen, erklärte der Leiter Wirtschaftsforschung der Creditreform, Michael Bretz.
Rund 6.000 Mitarbeiter weltweit waren von der Insolvenz des Damenmodeherstellers Gerry Weber mit Sitz in Halle/Westfalen betroffen, davon 2.200 in Deutschland. 120 Läden mussten schließen. Eine Sanierung sei jedoch möglich. Die Insolvenz des Reisekonzerns Thomas Cook mit Töchtern wie Neckermann Reisen, Öger Tours oder Bucher Last Minute betraf 4.200 Mitarbeiter in Deutschland. Hier sei nach Angaben der Insolvenzverwalter keine tragfähige Sanierung möglich. 2.900 Mitarbeiter ereilte die Zahlungsunfähigkeit der Katharina Kasper ViaSalus GmbH, die zahlreiche Krankenhäuser, Pflege- und Betreuungseinrichtungen in Rheinland-Pfalz betrieb. Dort sei die Sanierung mit Hilfe eines neuen Gesellschafters abgeschlossen.
Nächstes Jahr erwarte die Creditreform bei den Unternehmens-Insolvenzen "einen moderaten Anstieg in allen Branchen um zwei Prozent", sagte Ulbricht. "Wir haben die Symptomatik, dass der Himmel nicht mehr blau ist, sondern bewölkt, und vereinzelt blitzt es." Wenn die EU das Verbraucher-Insolvenzverfahren nächstes Jahr wie geplant auf drei Jahre verkürze, könnten dort die Zahlen auch wieder steigen. Davon abgesehen gehe die Creditreform von einem weiteren leichten Rückgang der Verbraucher-Insolvenzen aus, ergänzte Bretz.