Zuerst grüne Kreuze auf den Feldern, dann Treckerdemos auf den Straßen, jetzt Mahnfeuer: An vielen Orten in Deutschland haben Bauern am Samstag gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung protestiert und auf ihre schwierige Lage aufmerksam gemacht. Am späten Nachmittag entzündeten Bauern nach Aufrufen der Initiative "Land schafft Verbindung" Hunderte Feuer - auch, um mit Bürgern und Politikern ins Gespräch zu kommen. Schwerpunkte der Aktionen waren Bundesländer wie Niedersachsen, Baden-Württemberg und Bayern, aber auch Thüringen und Schleswig-Holstein.
Alleine in Niedersachsen seien es rund 250 Feuer gewesen, schätzte Henriette Struß (Barsinghausen) von der Initiative "Land schafft Verbindung" im Gespräch mit dem epd. "Wir wollen gehört werden - und wir wollen mitreden", heißt es in dem Aufruf zu den Mahnfeuern, die zwischen Harz, Heide und Nordseeküste entfacht wurden. Sie seien ein sichtbares Zeichen dafür, dass die Landwirte bei der Neugestaltung der Agrarpolitik mehr als bisher beteiligt werden wollten, führte Struß aus. Das, was bisher geplant sei, "schadet dem Leben auf dem Land".
"Wir sind absolut für Insektenschutz und Artenvielfalt", sagte die Landwirtin und Sprecherin der Initiative dem epd. Die Niedersachsen wollen mit ihren Aktionen auch Proteste gegen das baden-württembergische Volksbegehren "Pro Biene" unterstützen. Bauern in Süddeutschland schlagen stattdessen ein Schutz-Label vor, das sie "Landbiene" nennen. Die Landesregierung in Stuttgart wird aufgefordert, den Ursachen des Artenrückgangs in seiner Vielfalt zu begegnen und alle Verursacher in ein Schutzkonzept einzubeziehen.
Bundesweit fordert "Land schafft Verbindung" unter anderem das Aussetzen des Agrarpakets der Regierung und eine neutrale Erforschung des Insektenrückgangs. Kritik übt die Initiative an aktuellen Umwelt-, Klima- und Tierschutzmaßnahmen. Vielmehr müsse der "Erhalt der regionalen Lebensmittelproduktion in den Vordergrund" stehen und gestärkt werden.
Weiter fordert die Initiative, "dass gesellschaftliche Wünsche wie zum Beispiel Tierwohl, extensivere Bewirtschaftung (und damit geringerer Ertrag und Gewinn), die Ausbreitung der Wölfe und Umweltschutzmaßnahmen finanziell von der Gesellschaft getragen werden". Bürokratie und Dokumentationspflichten müssten zudem vereinfacht werden.