Berlin (epd). Die ehemalige Seenotretterin und Klima-Aktivistin Carola Rackete plädiert dafür, heute auf die Erfahrungen der friedlichen Revolution in der DDR vor 30 Jahren zurückzugreifen. "Ich glaube, man muss ganz viel aus der Vergangenheit lernen", sagte die 31-Jährige der "Berliner Zeitung" (Freitag). Die DDR sei ein klassisches Beispiel dafür, dass Menschen lange brauchten, bis sie eine Veränderung herbeiführen, es dann aber sehr schnell gehen könne.
"Es war ja nicht so, dass die Menschen unzufrieden waren und eine Woche später auf die Straße gegangen sind. Die Unzufriedenheit hatte sich über Jahre aufgestaut", sagte Rackete, deren Großeltern nach dem Zweiten Weltkrieg Ostdeutschland verlassen hatten. Ähnlich wie die Runden Tische der Wendezeit sollten nach Racketes Worten Bürgerräte und Bürgerversammlungen Maßnahmen treffen, "die viel gerechter und progressiver wären". Die heutige Demokratie sei "nicht so demokratisch, wie sie sein müsste".
Lobbyisten beeinflussten die Politik, Politiker gingen in Aufsichtsräte gehen und verfolgten ihre Karriere. "Das Interesse künftiger Generationen wird oft gar nicht berücksichtigt, deshalb gehen die Schüler ja auf die Straße", sagte Rackete. Die Temperaturen würden Ende des Jahrhunderts um drei bis fünf Grad ansteigen: "Es wird zu massiven Konflikten um Wasser und andere Ressourcen kommen."