Frankfurt a.M., Port-au-Prince (epd). Amnesty International erhebt schwere Vorwürfe gegen die haitianische Polizei. In den seit sechs Wochen andauernden Protesten gegen die Regierung seien 35 Menschen getötet worden. In vielen Fällen seien Polizisten beteiligt gewesen, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Donnerstag (Ortszeit). "Die Sicherheitskräfte unter dem Befehl des Präsidenten Jovenel Moïse haben exzessive Gewalt angewandt", sagte Amerika-Direktorin Erika Guevara-Rosas. Sie forderte die Behörden auf, zu diesen Vorfällen "schnell, gründlich und effektiv" zu ermitteln.
Nach Amnesty-Angaben haben die Beamten willkürlich Tränengas, Wasserwerfer und Gummigeschosse gegen Demonstranten eingesetzt. Auch Feuerwaffen seien widerrechtlich zum Einsatz gekommen. Die Organisation belegt ihre Vorwürfe mit mehreren Videoaufnahmen.
Die Opposition des Landes fordert, dass Moïse sein Amt abgibt. Sie wirft dem Präsidenten vor, im Rahmen des Programms "Petrocaribe" Gelder veruntreut zu haben. Über das mittlerweile eingestellte Programm hat Haiti von Venezuela Erdöl zu günstigen Preisen erhalten. Die Proteste legten zeitweise das Leben in mehreren Städten lahm. Haiti ist das ärmste Land Lateinamerikas.