EKD-Synodenpräses Schwaetzer: Mit AfD-Anhängern über Ängste reden

EKD-Synodenpräses Schwaetzer: Mit AfD-Anhängern über Ängste reden

Köln (epd). Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Irmgard Schwaetzer, hat sich besorgt über die "Anhänglichkeit an die AfD in bestimmten Bereichen der evangelischen Kirche" geäußert. Häufig führten "Ängste vor Veränderung und vor dem Fremden" zu abgrenzenden Haltungen, sagte Schwaetzer am Freitag dem Radiosender WDR 5. "Deshalb ist Dialog ganz wichtig mit Menschen, mit denen man noch reden kann."

Es müsse darum gehen, verunsicherten Menschen "wieder Halt in einer christlichen Auffassung" zu geben, betonte die frühere FDP-Bundesministerin. Die Tendenz, Populisten zu wählen, sei in Gruppen und Kirchengemeinden, die Themen wie die Integration von Fremden tabuisieren, größer als in Gemeinden, in denen alle Fragen und Ängste offen angesprochen werden könnten, betonte sie. Mit Menschen, die verfestigte ideologische Positionen vertreten, könne aber nicht mehr diskutiert werden.

Christen dürften aus ihrer Glaubensüberzeugung heraus weder Rassismus noch Antisemitismus stehenlassen, sagte die Synodenpräses. Alle Menschen seien mit der gleichen Würde ausgestattet. Allerdings spiele kirchlicher Antijudaismus "in manchen Bereichen des Antisemitismus auch heute durchaus eine Rolle", räumte sie ein. Dem müsse entschieden entgegengetreten werden. Christen und Juden stünden auf der gleichen Glaubensgrundlage. "Deshalb ist Antisemitismus immer auch ein Angriff auf uns, und wir können gar nicht anders, als zu unseren jüdischen Geschwistern zu stehen", sagte die 77-jährige Vorsitzende des evangelischen Kirchenparlaments.

Sowohl die evangelische als auch die katholische Kirche wollten ihren Beitrag dazu leisten, die Demokratie stabil zu halten, erklärte Schwaetzer: "Weil wir zutiefst davon überzeugt sind, dass das demokratische System das friedliche und freiheitliche Zusammenleben der Menschen am besten sicherstellt und garantiert."

Die evangelische Kirche sieht Schwaetzer vor der Zukunftsaufgabe, stärker mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die der Kirche eher fern stehen. Es müssten neue Formen gefunden werden, die christliche Botschaft in die Gesellschaft zu tragen. Nötig seien Formen, die eine moderne, säkulare Gesellschaft stärker ansprechen als der klassische Sonntagsgottesdienst.

Die EKD-Synode tagt vom 10. bis 13. November in Dresden. Themen sind unter anderem Friedensethik, die Spaltung der Gesellschaft, die Beteiligung junger Menschen und sexueller Missbrauch.