Frankfurt a.M., Addis Abeba (epd). In Äthiopien ist es erneut zu blutigen Unruhen in der Region des Oromo-Volks gekommen. 27 Menschen seien dabei seit Mittwoch getötet worden, berichtete der britische Rundfunksender BBC am Freitag unter Berufung auf offizielle äthiopische Stellen. Auslöser war offenbar eine Aussage des Medien-Aktivisten Jawar Mohamed, die Polizei verlange die Entfernung seiner Bodyguards. Der Oromo Jawar gilt als extrem einflussreich. Er hat auf Facebook mehr als 1,7 Millionen Abonnenten.
Am Dienstag hatte Ministerpräsident Abiy Ahmed dem Journalisten vorgeworfen, mit seinem Oromia Media Network ethnische Spannungen zu schüren. Jawar ist in den USA aufgewachsen und hat eine doppelte Staatsbürgerschaft. Er hatte vom Ausland aus über ethnische Unruhen zwischen 2016 und 2018 in Äthiopien berichtet. Nach dem Amtsantritt des Reformers Abiy 2018 kehrte er nach Äthiopien zurück. Abiy ist ebenfalls Oromo.
In Äthiopien wird spekuliert, Jawar könnte auf seine US-Staatsbürgerschaft verzichten und bei der im kommenden Jahr geplanten Wahl kandidieren. Die Oromo sind die größte Volksgruppe im Vielvölkerstaat Äthiopien. Sie stellen etwa ein Drittel der 102 Millionen Einwohner. Für die politische Öffnung des Landes und den Friedensvertrag mit Eritrea erhält Ministerpräsident Abiy in diesem Jahr den Friedensnobelpreis. Er hatte politische Gefangene freigelassen und verbotene Medien erlaubt.