Der Brexit habe zwar eine Spaltung in der Gesellschaft des Vereinigten Königreichs aufgedeckt, sagte der anglikanische Bischof von Leeds, Nicholas Baines, bei einem Parlamentarischen Abend der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen in Hannover. Die Europäer müssten aber anerkennen, dass fast die Hälfte der Wähler für einen Verbleib in der Europäischen Union gestimmt habe.
"Deutschland und Europa haben viele Freunde in Großbritannien", betonte Baines, der auch Mitglied im House of Lords, dem Oberhaus des britischen Parlaments, ist. Diese Freundschaft sei nun notwendig, um die Zukunft zu gestalten. "Wir werden wahrscheinlich die Europäische Union verlassen, aber wir werden Europa nicht verlassen. Unsere starken Verbindungen in ganz Europa werden in den kommenden Jahren noch wichtiger."
Kirchen als Orte der Debatte
Er selbst erkenne sein Land nicht mehr, seit der Brexit im Jahr 2016 seinen Anfang nahm, sagte Baines laut Redemanuskript. Innerhalb von dreieinhalb Jahren sei "die politische Kultur schiefgegangen" und viele Briten seien erschrocken. Das Vertrauen in Institutionen und Politiker sei beschädigt. Letztlich könne niemand voraussagen, was die Zukunft bringe, sagte der Bischof. "Wir erleben heute im Westen einen großen Konflikt zwischen Liberalismus und anderen Mächten." Die Kirchen müssten vor diesem Hintergrund Orte der Begegnung und Unterhaltung sowie der Debatte und der Wahrheitsfindung sein, "wenn die Welt über Trump und Johnson, Bolsonaro und Orban und so weiter verhandelt".
Die niedersächsische Konföderation der fünf evangelischen Kirchen von Braunschweig, Hannover, Oldenburg, Schaumburg-Lippe und der Evangelisch-reformierten Kirche mit Sitz in Leer lädt einmal pro Jahr Abgeordnete des Landtages und der Landesregierung zu einem Parlamentarischen Abend ein. Hier können Vertreter aus Land, Kirche und anderen Religionsgemeinschaften sowie aus Kultur, Wissenschaft, Erwachsenenbildung, Medien, Handwerk und Sport miteinander ins Gespräch zu kommen.