Genf (epd). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigt sich tief besorgt über die Lage der Zivilbevölkerung im umkämpften Nordosten Syriens. Seit Beginn der türkischen Militäroffensive gegen kurdische Milizen Mitte der vergangenen Woche seien bis zu 200.000 Frauen, Männer und Kinder zur Flucht gezwungen worden, teilte die WHO am Montag in Genf mit.
Fast 1,5 Millionen Menschen bräuchten medizinische Hilfe, im physischen wie im mentalen Bereich, hieß es. Durch die Gewalt sei das ohnehin schwache Gesundheitssystem im Grenzgebiet Syriens zur Türkei noch mehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Mehrere Krankenhäuser könnten keine Leistungen mehr anbieten, Einrichtungen seien angegriffen worden. In dem Gebiet herrsche Mangel an medizinischem Personal, viele der Mitarbeiter des Gesundheitswesens seien unter den Vertriebenen der vergangenen Tage.
Seit Mittwoch vergangener Woche führt die Türkei eine Offensive gegen die Kurden im Nordosten Syriens. Zuvor hatten die USA den Abzug ihrer Truppen aus der Region angekündigt. US-Streitkräfte und kurdische Einheiten hatten dort in den vergangenen Jahren gemeinsam gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) gekämpft. Die Türkei betrachtet die kurdischen Kräfte im Nordosten Syriens als Terroristen.
Im Zuge des Syrien-Konflikts hatten kurdische Milizen die Kontrolle über das Gebiet gewonnen. Der Konflikt hatte 2011 mit Protesten gegen das Regime des diktatorisch regierenden Präsidenten Baschar al-Assad begonnen. Hunderttausende Menschen wurden getötet, Millionen Menschen sind innerhalb des Landes oder ins Ausland geflohen. Die WHO mit Sitz in Genf gehört zur Familie der Vereinten Nationen.