Köln (epd). Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Abraham Lehrer, fordert nach dem Anschlag nahe einer Synagoge in Halle eine Überprüfung sämtlicher pädagogischen Konzepte zur Bekämpfung von judenfeindlichem und rechtsradikalem Gedankengut. "Alle Bildungskonzepte, die wir seit 1945 entwickelt und praktiziert haben, müssen auf den Prüfstand: War das richtig? Warum hat es nicht zum gewünschten Erfolg geführt? Was müssen wir ändern? Was braucht es zusätzlich?", sagte Lehrer, der auch Vorstand der Synagogengemeinde Köln ist, dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Freitag).
Angesichts des Anschlags vom Mittwoch müsse man sich "der Tatsache stellen, dass wir in diesem Land ein Problem mit Rechtsradikalismus und Antisemitismus haben", betonte Lehrer. "Sonst werden wir es nicht bekämpfen oder gar besiegen können." Zudem müsse mit Blick auf die Versäumnisse beim Schutz der Synagoge in Halle auch an eine personelle Aufstockung der Polizei sowie des Staats- und Verfassungsschutzes gedacht werden. "Wenn ich höre, dass der Täter sein Hass-Manifest vor der Tat ins Netz gestellt hat, dann frage ich mich schon, ob man das nicht hätte aufspüren und des Verfassers habhaft werden können, bevor er zuschlagen konnte", sagte der Vizepräsident.