Berlin (epd). Durch die Änderungen beim Anti-Extremismus-Förderprogramm "Demokratie leben" der Bundesregierung ist auch ein kirchliches Projekt gegen Hass im Netz in seiner Existenz bedroht. Ein Projekt, das das Programm "Netzteufel" weiter entwickeln und damit sichern sollte, sei nicht bewilligt worden, sagte Christian Staffa von der Evangelischen Akademie zu Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Netzteufel" umfasst die Analyse von Hass-Postings im Netz, Aufklärung über Strategien gegen Beleidigungen und Drohungen sowie Fortbildungen vorrangig für Pfarrer.
Das Projekt wäre Staffa zufolge in der bestehenden Form nicht verlängert worden. Die Akademie beantragte daher im Programm "Demokratie leben", eine Fortentwicklung zu unterstützen. Aufbauend auf den Erfahrungen sollte es darum gehen, die Analyse sogenannter Hatespeech mit Gegenrede, Materialsammlung, Methoden und Bildungsgmodulen miteinander zu verbinden. "Inhaltliche Schwerpunkte sollten Antisemitismus, Rassismus, Antiziganismus und Sexismus sein", sagte Staffa, der auch einer der Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus ist.
Der Antrag wurde nach seinen Worten ohne Begründung abgelehnt. Medienberichten zufolge hatten unter anderem auch die Amadeo-Antonio-Stiftung und das Rechtsextremismus-Aussteigerprogramm "Exit" Ablehnungsbescheide vom Ministerium bekommen. Das Programm "Demokratie leben" geht 2020 in die zweite Förderphase. Dafür soll es umstrukturiert werden, um dem Ministerium zufolge an die Bedürfnisse im ländlichen Raum angepasst zu werden.
Staffa hat nach eigenen Worten den Eindruck, dass bundesweite Modellprojekte zugunsten regionaler und kommunaler Projekte zurückgefahren werden. "Wir verstehen die Kriterien der hier stattgehabten Bewilligungspraxis gar nicht", sagte er. Für den "Netzteufel" werden nach seinen Angaben nun alternative Finanzierungsmöglichkeiten gesucht. Gesichert sei das Projekt noch nicht.