Hannover, Kiel (epd). Mit Blick auf "Doktorspiele" in Kitas rät die Kieler Pädagogik-Professorin Sylvia Kägi den Erzieherinnen und Erziehern zum offenen Gespräch mit den Kindern über Sexualität. Nur so lernten sie, Grenzen für sich zu setzen, sagte die Wissenschaftlerin am Rande einer Tagung der niedersächsischen Landesstelle Jugendschutz am Dienstag in Hannover dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Kinder merken beim Spielen ganz genau, ob eine Handlung für sie in Ordnung ist, oder nicht." Wichtig sei dabei, dass sie sich trauten, es auch zu sagen. Dazu sollten Kita-Fachkräfte die Kinder ermuntern und befähigen, forderte die Expertin. Kägi lehrt Kindheitspädagogik an der Fachhochschule Kiel.
Doktorspiele und ähnliche Spiele mit einer sexuellen Komponente gebe es in jeder Kindertagesstätte, erläuterte Kägi. So lernten Kinder ihren Körper kennen und entdeckten von klein auf die Welt um sie herum. Körperlichkeit in Kitas grundsätzlich zu verbieten, halte sie für falsch, betonte die Professorin: "Stattdessen gilt es für Kita-Fachkräfte, die Entwicklung der Kinder nach Möglichkeit gut und professionell zu begleiten."
Jede Kita müsse jedoch klare Regeln für den Umgang mit sexuell gefärbten Handlungen formulieren, erläuterte die Wissenschaftlerin. Diese Regeln müssten Kinder wie Eltern von Anfang an kennen und verstehen. So könnten Kitas zum Beispiel vorgeben, dass Kinder, wenn sie im Matsch spielten, die Unterhose anbehalten müssten. Dabei müsse deutlich werden, dass dies geschehe, um eventuellen Verletzungen vorzubeugen.
In der digital vernetzten Welt sei es heute nicht mehr ohne weiteres möglich, Kinder im Planschbecken nackt spielen zu lassen, ohne dabei befürchten zu müssen, dass jemand Fotos von ihnen im Internet hochlade, sagte Kägi. Fast alles, was mit der Sexualität der Kinder zu tun habe, werde zurzeit unter der Prämisse des sexuellen Missbrauchs betrachtet. Das verunsichere auch das Kitas-Personal.