Auch unter den Landesbischöfen sei für längere Zeit niemand aus dem Osten gewesen, bis kürzlich Friedrich Kramer als Bischof der mitteldeutschen Kirche ins Amt eingeführt wurde, sagte der bayerische Landesbischof. Forderungen nach einer Ost-Quote erteilte er gleichwohl eine Absage: "Niemand möchte wegen einer 'Ost-Quote' in ein Amt gewählt werden." Er hoffe, dass ein Nachdenken einsetzt, das eine Quote überflüssig mache.
Zu den Gründen mangelnder Repräsentanz Ostdeutscher in der Kirche sagte Bedford-Strohm, diejenigen, die prägende Erfahrungen in der DDR gemacht haben, hätten vielleicht noch nicht damit abgeschlossen, wie die Vereinigung der Kirchen gelaufen ist. "Darüber müssen wir noch viel reden", fügte er hinzu.
Streitthemen seien bis heute etwa Militärseelsorge, Kirchensteuer oder Religionsunterricht: "Viele hatten damit ein Problem, aber keine Wahl." Für viele Kirchenmitglieder in den ostdeutschen Bundesländern habe sich die Vereinigung mit der EKD wie ein "Seitenwechsel" angefühlt. Vorher sei man "gegen den Staat auf die Straße" gegangen, danach habe sich das Gefühl eingestellt, "eher auf der Seite des Staates" zu stehen.
Ratsvorsitzender sieht Defizite beim Zusammenwachsen der Kirchen
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Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (Archivbild).
Ratsvorsitzender sieht Defizite beim Zusammenwachsen der Kirchen
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sieht 30 Jahre nach dem Mauerfall Defizite beim innerkirchlichen Vereinigungsprozess. "Das Zusammenwachsen beider Kirchen hat noch einen Weg vor sich", sagte Bedford-Strohm dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er finde es "höchst unbefriedigend", dass im 15-köpfigen Rat der EKD kein Mitglied mit ostdeutscher Biografie sitzt.
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