New York (epd). Die internationale Gemeinschaft räumt Versäumnisse im Kampf gegen Hunger und Armut ein und verspricht deutlich mehr Engagement im kommenden Jahrzehnt. Bei dem UN-Nachhaltigkeitsgipfel in New York erklärten die Staaten am Dienstag, dass es dringend notwendig sei, die Bemühungen zu steigern, um die Ziele für ein besseres Leben weltweit bis 2030 zu erreichen - auf allen Ebenen und durch alle Akteure. Das kommende Jahrzehnt werde ein Jahrzehnt der Aktivitäten und der Umsetzung, heißt es in der gemeinsamen Verlautbarung.
Bei dem noch bis Mittwoch dauernden Gipfel geht es um die Umsetzung von 17 Zielen, die von der Staatengemeinschaft 2015 vereinbart wurden. Sie sollen allen Menschen ein Leben in Wohlstand und Würde ermöglichen. Das wichtigste Vorhaben dabei ist, extreme Armut und Hunger bis 2030 vollständig zu überwinden. Es ist das erste Mal, dass auf Ebene der Staats- und Regierungschefs über den Stand der Umsetzung gesprochen wird. Auch Unternehmen und internationale Organisationen sind beteiligt.
Im vergangenen Jahr waren laut UN zudem 70 Millionen Menschen auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung, mindestens die Hälfte der Weltbevölkerung hatte keinen Zugang zu grundlegender Gesundheitsversorgung. Die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben, ist im Vergleich zu 1990 indes deutlich zurückgegangen: Damals waren es rund 36 Prozent, 2015 zehn Prozent. Allerdings steigt die Zahl der Hungernden wieder das dritte Jahr in Folge. Laut dem Welternährungsprogramm geht etwa jeder Neunte mit leerem Magen zu Bett - insgesamt etwa 815 Millionen Menschen. Jeder Dritte weltweit leide an Mangelernährung.
Deutschland hat gemeinsam mit Ghana und Norwegen die Verantwortung für das Thema internationale Gesundheit übernommen und will mit einem globalen Aktionsplan sicherstellen, dass die Ziele auch erreicht werden. Im Jahr 2023 soll es einen Zwischenbericht geben, damit gegebenenfalls nachjustiert werden kann.
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Der Gipfel zeigt, dass wir weit hinter dem vorgegebenen Zeitrahmen herhinken." Weltweit stünden die notwendigen Investitionen nicht zur Verfügung, während gleichzeitig die Rüstungsausgaben stiegen. "Das ist ein besorgniserregender Trend, den wir umkehren müssen." Müller fügte mit Blick auf die "Fridays-for-Future"-Bewegung hinzu: "Wir bräuchten eine weltweite Trendwende, eine 'Frida-for-Development'- Bewegung, um Bewusstsein zu schaffen."
UN-Generalsekretär António Guterres appellierte an die Staats- und Regierungschefs: "Wir müssen unser Engagement verstärken - und zwar jetzt." Der Klimawandel, Kriege und Gewalt gegen Frauen seien weiterhin große Hindernisse auf dem Weg zur Verbesserung des Lebensstandards aller. Er lobte indes, dass sich zunehmend auch Unternehmen dem umweltbewussten Handeln verschreiben. Nun bedürfe es einer deutlich besseren Finanzierung im Kampf gegen den Klimawandel und für eine bessere Gesundheitsversorgung weltweit. Nötig seien ferner Maßnahmen gegen Steuerhinterziehung und Geldwäsche.