New York (epd). UN-Generalsekretär António Guterres hat die internationale Gemeinschaft zu mehr Engagement bei der Armutsbekämpfung aufgerufen. Die UN-Nachhaltigkeitsziele seien die besten Instrumente, um Konflikte zu vermeiden, sagte er zum Auftakt der Vollversammlung der Vereinten Nationen am Dienstag in New York. "Und dennoch sind wir bei der Umsetzung nicht auf dem richtigen Kurs." Es sei ein trauriger Fakt, dass Lebenschancen eher davon abhingen, wo man geboren sei als von den eigenen Fähigkeiten.
Bei der Debatte mit dem Thema "Steigerung multilateraler Bemühungen zur Armutsbekämpfung, für gute Bildung, Klimaschutz und Inklusion" sprach auch Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro. Er thematisierte die Waldbrände im Sommer in der Amazonasregion und warf dabei internationalen Medien, Politikern und Nichtregierungsorganisationen Sensationsgier, Respektlosigkeit und kolonialistische Attitüden vor.
Der Regenwald sei keineswegs durch Brände verwüstet worden, sagte der Präsident. Vielmehr gehöre Brasiliens Regierung zu den engagiertesten Umweltschützern und setze sich für die indigenen Bewohner ein. Nichtregierungsorganisationen behandelten Indigene, als seien sie "Höhlenmenschen", fügte er hinzu. Bolsonaro betonte zugleich, dass Frankreich und Deutschland mehr als die Hälfte ihres Territoriums für Landwirtschaft nutzten. In Brasilien seien es weniger als acht Prozent, 61 Prozent hingegen seien geschützt.
US-Präsident Donald Trump äußerte sich in seiner Rede gar nicht zum Thema Klima- und Umweltschutz, betonte aber das Engagement seiner Regierung für Frauenrechte und die Rechte von Homosexuellen weltweit. Zugleich verwahrte er sich gegen politische Einmischung von außen. "Die Zukunft gehört nicht den Globalisten, sondern den Patrioten", betonte er.
Beim Nachhaltigkeitsgipfel, der am Nachmittag in New York (Ortszeit) offiziell eröffnet werden sollte, geht es um 17 Ziele, die von der Staatengemeinschaft 2015 vereinbart wurden. Sie sollen allen Menschen ein Leben in Wohlstand und Würde ermöglichen. Das wichtigste Vorhaben dabei ist, extreme Armut und Hunger bis 2030 vollständig zu überwinden. Zum ersten Mal wird am Dienstag und Mittwoch auf Ebene der Staats- und Regierungschefs über den Stand der Umsetzung gesprochen. Auch Firmen und internationale Organisationen sind beteiligt. Merkel wird laut Programm eine Rede halten.
Bei der Umsetzung der Ziele hinkt die internationale Gemeinschaft hinterher. Erst kürzlich haben UN-Experten Alarm geschlagen und gewarnt, dass das Ziel, extreme Armut zu beenden, wegen des Klimawandels und der vielen Konflikte auf der Welt womöglich verpasst wird. So waren im vergangenen Jahr laut UN 70 Millionen Menschen auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung, mindestens die Hälfte der Weltbevölkerung hatte keinen Zugang zu grundlegender Gesundheitsversorgung.