Tel Aviv (epd). In der Debatte über Antisemitismus in Deutschland rät der ehemalige israelische Botschafter Avi Primor zu Gelassenheit. "Antisemitismus hat es in Deutschland immer gegeben", sagte Primor am Montag in Tel Aviv. Er sei aber im Laufe der Jahre "ständig zurückgegangen". Das habe sich nach seiner Einschätzung nicht geändert: Die große Mehrheit der Deutschen sei nicht antisemitisch.
Allerdings sei durch die Zuwanderung aus der arabischen Welt eine andere Art von Antisemitismus in der Bundesrepublik präsent, sagte der 84-jährige Ex-Diplomat bei einem Treffen mit Landtagsabgeordneten und evangelischen Kirchenvertretern aus Nordrhein-Westfalen. Damit müsse Deutschland zurechtkommen. Antisemitismus sei nicht dadurch gefährlicher geworden, dass er möglicherweise lauter auftrete als früher, betonte Primor. Wenn er tabuisiert würde, wäre er dadurch nicht weniger real.
Primor war von 1993 bis 1999 israelischer Botschafter in Deutschland. Die NRW-Abgeordneten und Vertreter der Evangelischen Kirche im Rheinland sowie der Evangelischen Kirche von Westfalen informieren sich bis Donnerstag auf einer gemeinsamen Nahost-Reise über kirchliches Engagement in Israel und den Palästinensergebieten und sprechen mit Experten, Diplomaten und Religionsvertretern.