Karlsruhe/Hannover (epd). Der badische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh hat den Beschluss der evangelischen Kirche verteidigt, sich an der Seenotrettung im Mittelmeer zu beteiligen. "Wir können nicht wegschauen, wenn Menschen ertrinken, wir müssen jetzt etwas tun: helfen!", erklärte Cornelius-Bundschuh am Samstag in Karlsruhe. Anlass für seine Stellungnahme seien die kontroversen Diskussionen in den sozialen Netzwerken über den Beschluss der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Die EKD hatte am Donnerstag bekanntgegeben, sie werde gemeinsam mit anderen Organisationen einen Verein gründen, der ein Schiff für die Seenotrettung im Mittelmeer betreibt. Mit der Entsendung eines Schiffes setze die Kirche ein wichtiges Zeichen, betonte Cornelius-Bundschuh. Da die Staaten ihrer Verantwortung nicht nachkämen, müssten sich die Menschen, die Kirchen, engagieren.
Der Landesbischof kritisierte den derzeitigen Umgang von Gesellschaft und Politik mit Flüchtlingen. Viele wollten nicht wahrhaben, dass immer mehr Menschen fliehen und ihr eigenes Leben riskieren, weil sie in ihrem Land keine Perspektiven für sich und ihre Kinder sehen. "Die Flüchtlinge brechen auf, trotz der abschreckenden Nachrichten im Internet, trotz der schrecklichen Lager und trotz der Verbrecher, die sie bedrohen", betonte er.
Cornelius-Bundschuh forderte die europäischen Staaten dazu auf, Fluchtursachen zu bekämpfen und sich für die individuellen und sozialen Menschenrechte einzusetzen. "Die Staaten müssen politisch klar handeln", forderte er. Nur dann ließen sich die Herausforderungen der Migration langfristig, global und gerecht lösen.
Hintergrund des EKD-Ratsbeschlusses ist eine Resolution, die im Juni auf dem Kirchentag in Dortmund verabschiedet worden war. In dieser wurden die EKD und die Landeskirchen dazu aufgefordert, selbst ein Schiff zur Rettung von Menschen in Seenot ins Mittelmeer zu entsenden. Seitdem wurde in der evangelischen Kirche intensiv über das Thema debattiert.