An der Supermarktkasse für Gottesdienste werben

Supermarktkasse
© Charday Penn/iStockphoto/Getty Images
Laut Wirtschaftsinformatiker Heiner Lasi könnten Gemeinden inzwischen auf Bildschirmen an Supermarktkassen für ihre Gottesdienste werben.
An der Supermarktkasse für Gottesdienste werben
Welche Chancen stecken für Kirchengemeinden in neuen Kommunikationstechnologien? Das Forum Digitalisierung der württembergischen Landeskirche warf einen Blick darauf.

Mit digitaler Hilfe lassen sich nach Ansicht des Wirtschaftsinformatikers Heiner Lasi in der Kirche Verschwendung vermeiden und Zusatznutzen schaffen. So könnten Gemeinden inzwischen auf Bildschirmen an Supermarktkassen für ihre Gottesdienste werben, sagte Lasi beim 4. Forum Digitalisierung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Das lohne sich selbst dann, wenn nicht gleich mehr Menschen den Gottesdienst besuchten, denn durch die Werbung komme das Predigtthema ins öffentliche Gespräch.

Lasi, Direktor des Ferdinand-Steinbeis-Instituts und evangelischer Kirchengemeinderat in Weil im Schönbuch bei Böblingen, ermutigte die Zuhörer, Datentechnik wirkungsvoll einzusetzen. So sei es durch das Zusammenlegen digitaler Kalender, die auch Vereinsveranstaltungen und Fußballübertragungen berücksichtigen, leichter, gemeinsame Termine etwa für Kinderkirch-Besprechungen oder ein Gemeindefest zu finden. Schon heute könne über das Zählen von Smartphones in Echtzeit festgestellt werden, wie viele Menschen sich in einem Gemeindehaus oder in einer Kirche befinden.

Keine rein virtuelle Kirche

Gleichzeitig warnte Lasi vor einer Überschätzung dessen, was Computertechnik leisten kann. Systeme seien so aufgebaut, dass man eher von Künstlicher Demenz als von Intelligenz sprechen müsse, da die digitalen Netze ähnlich wie die Gehirne Demenzkranker auf alles verzichteten, was nicht unmittelbar gebraucht werde. Die Verantwortung für wichtige Entscheidungen dürfe nicht an einen Algorithmus abgegeben werden, forderte Lasi.

Landesbischof Frank Otfried July warb dafür, die digitalen Ressourcen zur Verkündigung der christlichen Botschaft zu nutzen. Die weltweiten ökumenischen Netzwerke wären ohne Internet-Kommunikation gar nicht mehr denkbar. Die Vision sei aber nicht eine rein virtuelle Kirche, denn Gottesdienste solle man besser analog erleben, sagte July. Winfried Klein vom Evangelischen Oberkirchenrat in Stuttgart erläuterte die Schwierigkeiten, Dienstpost nur noch digital zuzustellen. Elektronische Dokumente müssten revisionssicher dokumentier- und ablegbar sein. Derzeit arbeite man an einem Online-Bauantrag. Insgesamt sei das Ziel, nichts mehr ausdrucken oder einscannen zu müssen.

Beim Forum wurden vier Digitalprojekte vorgestellt, darunter eine App speziell für den Konfirmandenunterricht. Ein Internetportal will künftig Materialien und Plattformen für die kirchliche Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zur Verfügung stellen. Bei einer christlichen Konferenz in den Herbstferien sollen junge Menschen erfahren, wie sie mehr Reichweite in Sozialen Medien schaffen.