Mainz (epd). Bei Erholungsaufenthalten in Kinderkurheimen soll es einem Medienbericht zufolge bis in die 1980er Jahre hinein teilweise zu systematischen Misshandlungen von Kindern gekommen sein. Recherchen von "Report Mainz" kommen zu dem Ergebnis, dass Kurkinder in einigen der Heime geschlagen oder dadurch gequält wurden, dass sie ihr eigenes Erbrochenes essen mussten. Dem SWR-Politikmagazin liegen nach eigenen Angaben vom Dienstag 250 Erlebnisberichte vor, in denen von derartigen Erniedrigungen die Rede ist. Anja Röhl, die Gründerin einer Initiative ehemaliger "Verschickungskinder", forderte eine umfassende Aufarbeitung und staatliche Hilfen nach dem Vorbild des Fonds für ehemalige Heimkinder.
In den ersten Nachkriegsjahrzehnten gab es mehr als 800 Kinderkurheime, die sich überwiegend an der Nord- und Ostsee, aber auch in anderen Teilen der Bundesrepublik wie dem Schwarzwald befanden. Mehrere Millionen Kinder wurden das ganze Jahr über zu mehrwöchigen Kuren dorthin geschickt, vor allem aus den von starker Luftverschmutzung betroffenen Großstädten des Ruhrgebiets. An der Organisation der Kinderkuren waren den Angaben zufolge neben Kommunen, Jugendämtern und Krankenkassen auch Arbeiterwohlfahrt, Diakonie und Caritas beteiligt.