Warschau (epd). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Versöhnung mit Polen nach dem Zweiten Weltkrieg und die europäische Einigung gewürdigt. Beim zentralen Gedenken an den Kriegsbeginn vor 80 Jahren sagte Steinmeier am Sonntag in Warschau: "Die Versöhnung ist eine Gnade, die wir Deutsche nicht verlangen konnten, aber der wir gerecht werden wollen." Die deutsche Verantwortung gelte Europa.
Das vereinte Europa sei die "rettende Idee" und die "Lehre aus Jahrhunderten von Krieg und Verwüstung, von Feindschaft und Hass", sagte Steinmeier laut vorab veröffentlichtem Redemanuskript bei der Gedenkfeier, zu der Staatsgäste aus rund 40 Ländern nach Warschau gekommen waren. "Weil Deutschland - trotz seiner Geschichte - zu neuer Stärke in Europa wachsen durfte, deshalb müssen wir Deutsche mehr tun für Europa", führte der Bundespräsident aus.
Die Vergangenheit sei nicht abgeschlossen. Je länger der Zweite Weltkrieg zurückliege, desto wichtiger werde das Erinnern, sagte Steinmeier: "Ein Krieg ist beendet, wenn die Waffen schweigen. Seine Folgen aber sind ein Erbe für Generationen."
Auch der polnische Präsident Andrzej Duda rief dazu auf, die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg wachzuhalten. Solch ein Krieg dürfe sich niemals wiederholen, sagte er und appellierte an die Staaten der Nato und der EU, gemeinsam für den Frieden einzustehen und Aggressionen in den internationalen Beziehungen entschieden entgegenzutreten.
Steinmeier und Duda hatten am frühen Morgen bereits beim Gedenken in der Stadt Wielun gesprochen, das beim deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 erstes Ziel von Angriffen deutscher Sturzkampfbomber wurde. Schätzungen zufolge starben im Zweiten Weltkrieg zwischen 1939 und 1945 rund 60 Millionen Menschen.
Zu der zentralen Gedenkfeier in Warschau reiste auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Die USA vertrat Vizepräsident Mike Pence, der neben Steinmeier und Duda als Redner vorgesehen war.