Lindau (epd). Die Frauenrechtlerin Ela Gandhi prangert Gewalt gegen Frauen in Südafrika an. "Am schlimmsten trifft es schwarze Frauen", sagte die Enkelin von Mahatma Gandhi dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Lindau. Die Gewalt sei strukturell bedingt - "wegen Geschlecht, Hautfarbe und Armut", erklärte die frühere südafrikanische Parlamentarierin. Gandhi nimmt an der interreligiösen Friedenskonferenz "Religions for Peace" (Religionen für den Frieden) teil. Fast tausend Religionsvertreter aus aller Welt beraten bei dem Treffen am Bodensee über aktuelle Konflikte.
Männer würden zu Gewalt erzogen, beklagte Gandhi. "Obwohl es verboten ist, Kinder zu schlagen, passiert es ständig." Später würden die Jungen zum Wehrdienst eingezogen und lernten zu töten. "Es ist nicht natürlich, andere zu töten, aber sie werden zur Brutalität erzogen", erklärte die 79-Jährige. "Als Lösung für Konflikte lernen sie so nur Gewalt kennen."
Verschärft werde die Situation dadurch, dass die Polizei nicht unbedingt Zuflucht für misshandelte Frauen sei. "Manche Polizisten schreien die Frauen an, dass der Vorfall ihre Schuld sei", sagte Gandhi. Auch manche Richter seien bekannt für traumatisierende Opfer-Befragungen. "Viele Frauen zeigen Misshandlungen und Vergewaltigungen nicht an, weil sie fürchten, dass sie bei einer Anzeige ein weiteres Mal misshandelt werden", sagte Gandhi. Sie schätzt, dass nur zehn bis 15 Prozent der angezeigten Täter verurteilt werden.
Gandhi spricht sich dafür aus, die Beweislast umzukehren. Bislang müssten Frauen beweisen, dass sie misshandelt worden sind. "Es würde den Druck von den Opfern nehmen, wenn die Täter beweisen müssten, dass sie unschuldig sind", sagte Gandhi. Als positiv bewertet sie die in zahlreichen Städten bereits eingerichteten "Stop-Centers". Dort könnten Frauen unter Betreuung von Sozialarbeitern und Gesundheitsexperten Anzeige erstatten. "So wird zumindest der 'zweite Missbrauch' verhindert", sagte Gandhi. Die Rate sexueller Gewalt an Frauen in Südafrika zählt zu den weltweit höchsten.