Dubai, Neu-Delhi (epd). Die Lage in Kaschmir bleibt nach Aufhebung des Autonomiestatus durch Indien weiter angespannt. In dem indisch kontrollierten Bundesstaat Jammu und Kaschmir nahmen Sicherheitskräfte über hundert Menschen fest, darunter Politiker und Aktivisten. Ein Student kam auf der Flucht vor der Polizei ums Leben, nachdem er die verhängte Ausgangssperre in der Stadt Srinagar nicht eingehalten haben soll, wie das indischen Nachrichtenportal "News 18" am Mittwoch meldete. Zudem sollen dem Bericht zufolge mindestens sechs Menschen mit Schussverletzungen in Krankenhäuser gebracht worden sein.
Indiens Regierung hält derweil die Kommunikationssperre aufrecht: Telefonleitungen und Internetverbindungen sind weiter blockiert. Versammlungsverbote und Ausgangsbeschränkungen legen das Alltagsleben in dem mehrheitlich von Muslimen bewohnten Gebiet lahm. Der ehemalige Staatsbeamte Shah Faesal aus Kaschmir schrieb auf Facebook, Indien habe acht Millionen Menschen in dem Bundesstaat "eingesperrt". Zuvor hatte der kaschmirische Abgeordnete Mir Fayaz im Parlament in Neu-Delhi die Situation in Jammu und Kaschmir als "Freiluftgefängnis" bezeichnet.
Indien hatte am Montag die Rücknahme der Sonderrechte von Jammu und Kaschmir und die Teilung des Bundesstaates angekündigt. Die Sonderrechte sicherten dem Bundesstaat bislang unter anderem eine eigene Verfassung zu. Indien hat in den vergangenen Tagen rund 46.000 weitere Sicherheitskräfte in den von Neu-Delhi kontrollierten Teil Kaschmirs stationiert. Viele Kaschmiris befürchten, dass mit der Aufhebung des Sonderstatus der Bundesstaat "hinduisiert" werden soll.
Das Kaschmir-Gebiet ist seit mehr als sieben Jahrzehnten Streitpunkt zwischen Indien und Pakistan, die beide die gesamte Region für sich reklamieren. Pakistan verwaltet das nördliche Gebiet Gilgit-Baltisan, Indien den Teil Jammu und Kaschmir. China kontrolliert ein kleineres Gebiet im Osten. Die beiden Atommächte Pakistan und Indien führten bereits drei Kriege um Kaschmir. Pakistan warnte Indien nach der Abschaffung der Autonomie für Jammu und Kaschmir vor einer Eskalation der Gewalt und kündigte an, die Angelegenheit im September vor den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zu bringen.
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