Lindau (epd). Die Stärkung der Rechte afrikanischer Frauen und der Schutz religiöser Stätten: Das sind zwei Ziele, die die 10. Weltversammlung der Organisation "Religions for Peace" voranbringen will. Das nach eigenen Angaben größte weltweite interreligiöse Treffen tagt ab dem 19. August in Lindau am Bodensee. Es findet erstmals in Deutschland statt. "Von Lindau werden Impulse ausgehen", kündigte der Vorsitzende der Stiftung Friedensdialog der Weltreligionen, Wolfgang Schürer, am Dienstag an. Die Konferenz, an der Vertreter von 17 Religionen teilnehmen, strebe "globale Wirkung an".
Eröffnet wird der offizielle Teil der Versammlung am 20. August von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, werden Grußworte halten. Außerdem nehmen an der Versammlung unter anderem Religionsvertreter aus Judentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus und Taoismus teil. In Workshops und Diskussion wollen sie sich vier Tage lang darüber austauschen, wie der Dialog zwischen den Religionen den Frieden fördern kann.
Die rund 900 Teilnehmer aus über 100 Ländern wollen laut Schürer zwei Initiativen starten. Zum einen gehe es um den Schutz religiöser Stätten weltweit. Zum anderen soll ein Projekt auf den Weg gebracht werden, mit dessen Hilfe Frauen in Afrika vor sexueller Gewalt geschützt und Täter zur Verantwortung gezogen werden können. Mit Hilfe eines medizinischen Verfahrens sollen Täter eindeutig identifiziert werden können. Die Praxistauglichkeit soll in Zusammenarbeit mit Universitäten, Unternehmen und der Polizei zunächst in Kenia, der Demokratischen Republik Kongo und in Malawi getestet werden.
Am Rande der Konferenz werde es dabei auch Gespräche zwischen Konfliktparteien verschiedener Länder geben, sagte der Geschäftsführer der Stiftung Friedensdialog der Weltreligionen, Ulrich Schneider. So sollen sich in Lindau unter anderem Vertreter von Myanmar und Bangladesch treffen. Auch Delegationen aus Nord- und Südkorea sowie Konfliktparteien aus dem Süd-Sudan würden erwartet, sagte Schneider. Begleitet würden die Initiativen vom Auswärtigen Amt.
Die Diskussionen im Plenum der Weltversammlung sollen öffentlich übertragen werden. So könnten die Bewohner der Stadt in die Tagung eingebunden werden, sagte Schneider: "Wir wollen nicht wie ein Ufo hier landen und nach fünf Tagen wieder weg sein." Deswegen werde es vor dem Tagungsort, der Lindauer Inselhalle, auch einen Markplatz geben, auf der sich Bürger über die Arbeit religiöser Organisationen informieren können.
Außerdem wird bei der Weltversammlung die Skulptur "Ring of Peace" des Künstlers Gisbert Baarmann eingeweiht. Der 7,5 Meter hohe hölzerne Ring steht auf der Lindauer Insel und soll künftig ein "dauerhaftes Symbol des Friedens zwischen den Religionen" sein, teilten die Organisatoren mit.
"Religions for Peace" wurde 1961 als Reaktion auf den Zweiten Weltkrieg und die atomare Bedrohung im Kalten Krieg gegründet. Heute gehören der Organisation Gruppen aus über 100 Ländern an. Sie wollen durch interreligiösen Dialog Friedensarbeit leisten.