Stuttgart (epd). Abgeordnete und Mitarbeiter des baden-württembergischen Landtags in Stuttgart können sich künftig in einem "Raum der Stille" zurückziehen. Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) sagte bei der Eröffnung am Dienstag, dieser Raum sei ein Gegenpol zum Parlament, in dem es manchmal hitzig zugehe. Hier werde zu persönlichem Gebet, einer Meditation oder einer ökumenischen Andacht eingeladen.
An der Eröffnung nahmen auch Landtags-Vizepräsidentin Sabine Kurtz (CDU) und Vertreter von Fraktionen, evangelischer und katholischer Kirche sowie Religionsgemeinschaften teil. Die Gestaltung des fensterlosen Raums, der auf 40 Quadratmetern bis zu 30 Gästen Platz bietet, hat 215.000 Euro gekostet. Dafür wurde der Esslinger Glas-Künstler Bernhard Huber gewonnen, der an den weißen Wänden acht quadratische Vertiefungen wie Bilder angebracht hat, hinter deren Verglasungen verschiedene Farben durchscheinen.
Der Künstler verwies bei der Eröffnung darauf, dass der Raum allen Religionen diene. Bei christlichen Veranstaltungen solle ein mobiles Kreuz aufgestellt werden, zudem weise eine Nische in der Wand Muslimen die Richtung nach Mekka. Der Raum sei ein "Gegenzeichen zu radikalisierender Spannung oder religiösem Fanatismus" sowie ein Beispiel dafür, dass Religion nicht aus dem öffentlichen Raum verbannt werden solle.
Der "Raum der Stille" befindet sich im Untergeschoss am Durchgang zwischen Landtag und Besucherzentrum. Dort sollen künftig auch die monatlichen ökumenischen Andachten für die Abgeordneten stattfinden. Den Beschluss, einen solchen Ort einzurichten, hatte das Parlament bereits 2012 gefällt, doch erst 2017 nach der Renovierung des Landtagsgebäudes gab das Präsidium den Raum in Auftrag. Einen "Raum der Stille" gibt es bereits im Berliner Reichstagsgebäude sowie in mehreren Landtagen etwa in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Thüringen.