Wie kommt man denn auf die Idee, im Freibad zu taufen?
Gerhard Durst: Ganz salopp gesagt, wenn der Berg nicht zum Propheten kommt... Wir veranstalten viele Gottesdienste im Grünen, und die werden viel besser angenommen als die normalen Sonntagsgottesdienste. Die Sache mit der Taufe hat sich ergeben, als der sehr rührige Badverein vor zwei Jahren ein Badfest veranstaltete und zu dem Anlass der Enkel des Badvereins-Vorsitzenden getauft wurde. Damals sollte das eine einmalige Sache sein. Aber im letzten Jahr waren es ein fünfjähriges Vorschulkind und ein Mädchen, das ich in der fünften Klasse im Religionsunterricht hatte, da hat das auch Sinn gemacht. Und in diesem Jahr sind es zwei Buben, Zwillinge, die richtige Wasserratten sind und wilde Kerle, da ist es auch richtig. Einen Säugling würde ich im Freibad auf keinen Fall taufen.
Würden Sie Ihren Pfarrerskollegen als Modell empfehlen: Taufen im Freibad?
Durst: Ich würde ihnen immer raten, geht raus, feiert Gottesdienst nicht nur hinter Gemäuer. Wir müssen schauen, wo können wir noch Gottesdienste anbieten, und es soll auch umgekehrt sein, die Menschen müssen uns bitten, "Pfarrer, würdest du zu uns kommen?'"
Es gibt aber auch schon viele wunderbare Modelle: Gottesdienste im Festzelt beim Feuerwehrjubiläum, am Berg oder in der Kneipe. Vom traditionellen Sonntagsgottesdienst würde ich nicht abrücken, denn es gibt auch die Gottesdienstbesucher, denen der kostbar ist, und den Jüngeren schadet er ja nicht.
Was wollen Sie tun, damit eine Taufe von Badegästen nicht nur als ein "Event" angesehen wird?
Durst: Wir sind hier im Hirschbachtal nicht im städtischen Kontext, wo die Gefahr vielleicht bestünde. Aber in der Dorfgemeinschaft haben wir andere Strukturen, und ich würde auch nie jemand taufen, der von außerhalb der Kirchengemeinde ist. Eine Taufe soll ein Sakrament in einen Gottesdienst vor der Gemeinde sein.